Mehr Gewalt an Kindern in Afrika in Corona-Pandemie

"Opfer der Krise"

Laut einem Zwischenbericht der sechs größten Kinderhilfsorganisationen hat die Ausbeutung und Gewalt an Kindern in Afrika zugenommen. Die Umfragen basieren auf ein groß angelegtes Projekt, welches auch die Europäische Union unterstützt.

Kinder leiden unter Hunger / © JLwarehouse (shutterstock)
Kinder leiden unter Hunger / © JLwarehouse ( shutterstock )

"Die Situation der Kinder ist erschütternd", betonte die Sprecherin der Geschäftsführung des Hilfswerks Plan International Deutschland, Kathrin Hartkopf. Kinder seien unter anderem häufiger Opfer körperlicher Gewalt geworden. So gaben in Kenia 60,5 Prozent der befragten Kinder an, während der Pandemie mehr geschlagen worden zu sein.

Auch das Risiko sexualisierter Gewalt sei gestiegen, heißt es in dem Bericht. In Mali sagten rund ein Drittel der Befragten, dass es in der Corona-Krise mehr sexuelle Gewalt gebe. Das dreijährige Projekt "Joining Forces for Africa - Schutz von Kindern vor Gewalt während der COVID-19 Krise und darüber hinaus" (JOFA) war im August 2020 gestartet. Die Projektpartner legten nun den ersten Zwischenbericht vor.

Anstieg der Zwangs- und Frühverheiratungen

Kinder müssten teilweise mit "schwerer und gefährlicher Arbeit" zum Familieneinkommen beitragen, hieß es. Mädchen würden mitunter für Geld und Nahrung zur Prostitution gezwungen. Auch die Zahl der Zwangs- und Frühverheiratungen sei gestiegen. Die Untersuchungsergebnisse basierten auf Befragungen von Kindern und Erwachsenen in den JOFA-Projektländern Äthiopien, Kenia, Mali, Senegal und Uganda.

Das Kinderschutzbündnis stärkt im Rahmen des Projekts eigenen Angaben zufolge bestehende Kinderschutzsysteme vor Ort und arbeitet mit Familien, Gemeinden und Institutionen zusammen. Rund 718.000 Kinder profitierten davon. An der Umsetzung seien zudem 3.000 Mitarbeitende lokaler Kinderschutz-Institutionen sowie 23.000 Eltern und Betreuer beteiligt. Die Europäische Union fördert das Projekt mit zehn Millionen Euro.

Höherem Risiko ausgesetzt

«Unter den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie leiden die Kinder am stärksten, sie sind die verborgenen Opfer dieser Krise» sagte Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung von Plan International Deutschland. Durch die Ausgangsbeschränkungen seien Mädchen und Jungen einem hohen Risiko von häuslicher und sexueller Gewalt ausgesetzt.

Außer Plan International sind auch World Vision, ChildFund International, Save the Children, Terre des Hommes und SOS-Children's Villages International an der Durchführung des Projekts beteiligt. Die sechs größten internationalen Kinderrechtsorganisationen hatten sich 2017 zu dem Bündnis "Joining Forces" zusammengeschlossen, um Kinderrechte zu fördern und Gewalt gegen Kinder zu bekämpfen.


Quelle:
KNA , dpa