Open Doors-Mitarbeiter zur Situation im Nord-Irak und Syrien

Eine massive humanitäre Katastrophe

Markus Rode vom christlichen Hilfswerk "Open Doors" kommt gerade von einer Reise in den Nordirak zurück. Im domradio.de-Interview berichtet er von der humanitären Katastrophe und warnt vor dem anstehenden Winter, dem die Flüchtlinge schutzlos ausgeliefert seien.

Junger Christ in einem Flüchtlingslager in Jordanien (dpa)
Junger Christ in einem Flüchtlingslager in Jordanien / ( dpa )

domradio.de: Wären Luftschläge gegen IS-Truppen in Syrien gut oder schlecht für die Christen im Land?

Rode: Mittlerweile muss man sagen, dass es für die Christen gut wäre im Land, weil die IS mit so einer Grausamkeit und Brutalität gegen Christen und andere Minderheiten vorgeht. Hier muss viel mehr getan werden für den Schutz der Menschen. Die IS hat ja ein Kalifat ausgerufen. Ich habe vor Ort gesehen, dass über 100.000 geflohene Christen in Massenlagern leben. Es ist eine massive humanitäre Katastrophe.

domradio.de: Wie ergeht es den Christen, die nicht geflohen sind?

Rode: In Rakka gab es sehr viele Christen, nun ist es die Hauptzentrale der IS. Christen müssen Kopfsteuer zahlen, sie werden zum Konvertieren gezwungen. Anderfalls droht die Hinrichtung. Es finden Kreuzigungen statt. Die IS-Milizen wollen einen Islam zur Zeit Mohammeds haben, und das wird tatsächlich schon umgesetzt. Viel schlimmer kann es nur kommen, wenn die Milizen auch in die Gebiete eindringen, in die Christen geflüchtet sind.

Wir versorgen in Syrien ca. 40.000 Christen, dass müssen wir permanent machen. Wir haben eine humanitäre Katastrophe in den Kurdengebieten im Nordirak. 70.000 Menschen haben Zuflucht in den Kurdengebieten gesucht, diese Christen sind in Lagern und Kirchen untergekommen. Sie haben überhaupt keine Perspektive, und nun steht der Winter bevor. Das ist der nächste größte Super-Gau. Die Menschen konnten auf der Flucht ja nur das mitnehmen, was sie am Leib trugen, und das war Sommerkleidung. Gleichzeitig stehen die IS-Milizen schon 50 Kilometer weiter. Sie wollen diese Gebiete einnehmen. Hier müssen die Internationale Gemeinschaft und auch Deutschland dringend aktiv werden.

domradio.de: Was können wir tun?

Rode: An erster Stelle spenden. Helfen Sie uns zu helfen. Momentan sind es vor Ort noch bis zu 45 Grad Hitze. Aber der Winter kommt in sechs bis acht Wochen, und dann geht es in die Minusgrade. Dann stehen diese Menschen vor dem Erfrieren! Die Christen haben uns dringend gebeten, zu helfen und zu beten. Wir haben keine Zeit zu verlieren.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR