Olympisches Komitee denkt nicht an Abbruch - Heute Proteste in San Fransico

Fackellauf wird zum Spießrutenlauf

Mit einem massiven Sicherheitsaufgebot hat sich San Francisco auf den olympischen Fackellauf vorbereitet. Heute soll das Feuer durch die kalifornische Stadt getragen werden. Nach London und Paris werden auch in San Francisco massive Proteste gegen die Tibet-Politik Chinas erwartet. Der Ehrenvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes, von Richthofen, forderte am Abend in der ARD den Abbruch des Fackellaufs. Das Internationale Olympische Komitee sprach sich gegen einen Abbruch aus.

 (DR)

IOC-Präsident Rogge sagte, es gebe in seiner Organisation keine derartigen Diskussionen. Die Route der Fackelträger in San Francisco wurde gekürzt, sie verläuft nicht mehr, wie geplant, über die Golden Gate Bridge und durch China -Town. Ein Drittel der Einwohner in San Francisco sind Asiaten, die die Politik des chinesischen Regimes nicht gut heißen und massiven Widerstand angekündigt haben. Aber nicht nur Menschenrechtler zeigen ihre Abwehr gegen die chinesische Regierung: Auch mehrere Demokraten riefen US-Präsident George Bush dazu auf, die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking zu boykottieren. Allen voran Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton.

Wie schon in London war auch der Fackellauf in Paris von Tibet-Aktivisten gestört worden. Trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen musste die Fackel mehrere Male in einem Bus in Sicherheit gebracht werden, wo das Feuer gelöscht wurde. Durch das so genannte Mutterfeuer in einer Laterne wurde die Fackel wieder entzündet. Trotz eines Aufgebots von mehr als 3000 Polizisten wurde der Zug häufig gestoppt, die Polizei löste Sitzblockaden mit Tränengas auf und nahm duzende Personen fest. Durch das Chaos musste der Lauf schließlich endgültig abgebrochen werden.

Lockerung des Protestverbots für Sportler in Peking?
Der Ehrenpräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Manfred von Richthofen, plädiert anders als sein Verband für eine Lockerung des Protestverbots für Sportler in Peking. Derzeit liege vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ein rigoroses Verbot für die Sportler vor, ihre Meinung kundzutun. "Spätestens dann hört bei mir der Spaß eben auf", sagte Richthofen am Dienstag im Deutschlandfunk. In einer Demokratie groß gewordenen Aktiven könnten nicht Vorschriften "wie in einer Hilfsschule" gemacht werden.

Die Androhung vom Ausschluss von den Spielen bei Protest sei keine sinnvolle Regelung, sagte Richthofen. Er begrüßte zugleich Überlegungen wie jene deutscher Schwimmsportler, in orangenen Bademänteln als Zeichen der Solidarität mit Tibet aufzutreten oder entsprechende Armbänder zu tragen. "Man wird die Richtlinien so zu durchforsten haben, dass ein Protest möglich ist", ohne die Spiele zu entwerten, sagte Richthofen.

DOSB-Präsident Thomas Bach hatte sich hinter das Protestverbot des IOC gestellt und "politisch neutrale" Spiele eingefordert. Seinen Angaben zufolge steht es jedem Sportler jedoch frei, sich vor, während und nach den Spielen politisch zu äußern. Nur ein Protest sei verboten.

Der Vorsitzenden des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert (SPD), bekräftigte dagegen seine Haltung, das IOC sei verpflichtet, in China die Lage in Tibet anzusprechen. "Es gibt keinen politikfreien Raum für den Sport", sagte Danckert im ZDF-"Morgenmagazin". Zudem müsse geklärt werden, ob das Protestverbot etwa auch für die Eröffnungsfeierlichkeiten der Spiele und für Pressekonferenzen gelte.