Feier zum Jahresende im Petersdom

Ohne Franziskus

Im Vatikan ist das Jahr mit einer Dankvesper verabschiedet worden. Dem Abendgebet im Petersdom wohnten coronabedingt nur etwa 200 Geistliche und Gläubige bei; in früheren Jahren waren es Tausende Besucher. Papst Franziskus musste seine Teilnahme kurzfristig absagen. 

Der Petersdom und die Spitze des Weihnachtsbaum nach der Weihnachtsbaum- und Krippenbeleuchtungszeremonie im Vatikan / © Gregorio Borgia (dpa)
Der Petersdom und die Spitze des Weihnachtsbaum nach der Weihnachtsbaum- und Krippenbeleuchtungszeremonie im Vatikan / © Gregorio Borgia ( dpa )

Grund war laut Vatikansprecher Matteo Bruni eine Ischiasneuralgie. Der 84-Jährige leidet seit langem an Hüftproblemen. In seiner Predigt, die Kardinal Giovanni Battista Re vortrug, erinnerte das Kirchenoberhaupt an die Toten und Betroffenen der Pandemie.

Auf die Frage nach dem "Warum" des Leidens gebe nicht einmal Gott eine Antwort, die auf höhere Gründe verweise, so der Papst. Gott wäre "zynisch und erbarmungslos", wenn er auch nur einen einzigen Menschen opferte. "Die Antwort Gottes geht den Weg der Menschwerdung", erklärte Franziskus. In dem Drama der Pandemie lasse sich kein anderer Sinn finden als der, Mitleid zu wecken und Solidarität zu erzeugen.

Würdigung der Corona-Helfer

Es gelte Dank zu sagen für das Gute, das während des Lockdowns und auch sonst während der Pandemie geschehen sei, betonte Franziskus. Er würdigte Ärzte und Pflegekräfte, Seelsorger, Beschäftigte an Schulen und im öffentlichen Dienst, aber auch alle, die sich um ihre Familien und das Gemeinwohl bemühten. "Das Lob, das Gott am meisten gefällt, ist geschwisterliche Liebe", unterstrich der Papst.

Selbstloser Einsatz für andere und Verzicht seien eine Gnade. "Auch wer sich dessen nicht bewusst ist, wird von der Kraft Gottes getrieben, die stärker ist als unser Egoismus", so das Kirchenoberhaupt in der vorbereiteten Predigt.

Das Abendgebet mit dem feierlichen "Te Deum", dem traditionellen Lobgesang auf die Größe Gottes, leitete Kardinal Re. Der fast 87-Jährige nimmt als Dekan des Kardinalskollegiums protokollarisch die zweiter Stelle hinter dem Papst ein. Der Neujahrsmesse am folgenden Vormittag steht Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (65) vor, der erst Mitte Dezember nach einer Operation aus der Klinik entlassen worden war.

Premiere wegen des Rückens

Es ist das erste Mal, dass Papst Franziskus eine bedeutende Zeremonie aus Krankheitsgründen ausfallen ließ. Auf seiner ersten Auslandsreise bekannte das Kirchenoberhaupt, "das Schlimmste", was ihm seit der Wahl im März 2013 widerfahren sei, sei eine äußerst schmerzhafte Ischias-Attacke gewesen. Aus dem gleichen Grund musste er bereits 2007, damals noch Erzbischof von Buenos Aires, einen Rückflug von Rom nach Argentinien verschieben.

Franziskus geht unter sichtlichen Beschwerden und verzichtet auf Kniebeugen. 2016 im polnischen Tschenstochau stürzte er bei einer Messe, als er eine Vertiefung übersah, setzte den Gottesdienst aber anschließend fort. Absagen geplanter Termine sind selten und hatten meist Bagatellerkrankungen als Grund. Im vergangenen März hinderte ihn eine schwere Erkältung, an einwöchigen Fastenexerzitien südlich von Rom teilzunehmen.

Am Neujahrstag will der Papst das Mittagsgebet leiten. Das Gebet und die Ansprache würden wie vorgesehen aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes übertragen, teilte der Vatikan mit. Der 1.

Januar wird von der katholischen Kirche als Hochfest der Gottesmutter Maria und zugleich als Weltfriedenstag begangen. In seiner bereits am 17. Dezember veröffentlichten Botschaft zu diesem Tag ruft das Kirchenoberhaupt zu einer "Kultur der Achtsamkeit als Weg zum Frieden" auf.


Quelle:
KNA