Offenbar neue illegale Bischofsweihe in China geplant

Mit Pekings Segen

In China findet an diesem Mittwoch offenbar wieder eine Bischofsweihe ohne Zustimmung des Vatikan statt. Laut einem Medienbericht soll am katholischen Festtag Peter und Paul in der Diözese Leshan im Südwesten der Volksrepublik Paul Lei Shiyin die Weihe erhalten.

 (DR)

Als Hauptzelebrant wirkt am Mittwoch (29.06.2011) laut Medienberichten der Vorsitzende der regierungsnahen "Patriotischen Vereinigung", Bischof Johan Fang Xingyao von Linyi. Der Weihekandidat Lei selbst ist den Angaben zufolge einer der zehn Vizevorsitzenden der "Patriotischen Vereinigung".



Die asiatische katholische Nachrichtenagentur Ucanews zitiert Vatikankreise, nach denen eine Zustimmung zu Lei als Bischof aus Rom weder jetzt noch in Zukunft erfolgen könne. Der bisherige Bischof der Diözese, Matthew Luo Duxi, war 2009 gestorben. Eine für Anfang Juni geplante illegale Bischofsweihe in der Diözese Wuhan in der zentralchinesischen Provinz Hebei war rund eine Woche vor dem geplanten Datum abgesagt worden. Damals hieß es, der auserkorene Kandidat der "Patriotischen Vereinigung" wünsche selbst keine Bischofsweihe. Zudem wurde über massiven Druck auf romtreue Bischöfe berichtet, an der Zeremonie teilzunehmen.



Zwei Gruppierungen

Rund 13 Millionen von etwa 1,3 Milliarden Chinesen sind Katholiken. Sie sind in zwei Gruppierungen geteilt: Neben der regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in Gemeinschaft mit dem Papst. Die "patriotischen Christen" können seit 1957 beziehungsweise wieder seit Ende der chinesischen "Kulturrevolution" (1966-1976) mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Gegen die Mitglieder der "Untergrundkirche" kommt es dagegen regelmäßig zu staatlichen Sanktionen.



In der Praxis ist die scharfe Grenzziehung zwischen den beiden Gruppierungen in den vergangenen Jahren allmählich verschwommen. Bis auf wenige Ausnahmen waren bis zu einer unerlaubten Bischofsweihe Mitte November inzwischen auch die meisten patriotischen Bischöfe vom Vatikan anerkannt. Den neuen Kurs Pekings werten Beobachter als eine ernsthafte Gefährdung des zuletzt Erreichten.



Protestmarsch geplant

Unterdessen berichtete Ucanews, eine vom Vatikan erlaubte Bischofsweihe sei auf massiven Druck der Regierung verschoben worden. Der 43-jährige Weihekandidat für die Diözese Handan in der Provinz Hebei, Joseph Sun Jigen, sei von Behördenvertretern nach seinen vorbereitenden Exerzitien an einem unbekannten Ort unter Arrest gestellt worden. Der 89-Jährige Bischof von Handan, Stephen Yang Xiangtai, der die Weihe seines designierten Nochfolgers selbst vornehmen wollte, habe nach Erhalt der Nachricht einen Herzanfall erlitten und befinde sich im Krankenhaus.



Der frühere Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, plant für das Fest Peter und Paul am Mittwoch einen Protestmarsch zum Sitz der chinesischen Botschaft in seiner früheren Bischofsstadt, um für die Freilassung inhaftierter katholischer Priester einzutreten. Zen will einen Zug von Demonstranten zur diplomatischen Vertretung Pekings in Hongkong anführen, wie der römische Pressedienst Asianews berichtet. Vor der Botschaft wolle er auf das Schicksal inhaftierter und "verschwundener" Priester und Bischöfe aufmerksam machen und generell auf die Leiden der Katholiken in China hinweisen.