Ökumenischer Kirchentag stellt sein Programm vor

Thema Missbrauch auf der Tagesordnung

Das Thema sexueller Missbrauch wird auch beim Zweiten Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München zur Sprache kommen. Die Veranstalter haben dazu kurzfristig zwei Diskussionsrunden ins Programm genommen, wie sie am Mittwoch in München mitteilten. Eine soll sich der gesamtgesellschaftlichen Problematik widmen, eine weitere den "bitteren Erfahrungen in unserer katholischen Kirche", erklärte der katholische ÖKT-Präsident Alois Glück.

 (DR)

Als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Missbrauchsfälle habe auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann sein Kommen zugesagt, hieß es. Zu der laut Glück «hochkomplexen Thematik» sollen sich außerdem Experten verschiedener Fachrichtungen äußern. Für Kirchentagsteilnehmer mit entsprechend bedrückenden Erfahrungen seien die Kapazitäten für psychologische Beratung und geistliche Begleitung verstärkt worden.

Glück zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass nicht das ganze Christentreffen von diesem «alptraumhaften Thema» geprägt sein werde. Die anderen drängenden Fragen nach der Bewältigung der
Wirtschafts- und Finanzkrise, einer zukunftsfähigen Kultur und einem gerechten Frieden in Krisenländern wie Afghanistan blieben weiter auf der Tagesordnung. Der evangelische ÖKT-Präsident Eckard Nagel rief zu einem «Aufstand der Anständigen» auf. Der ÖKT sei auch eine Chance, sichtbar zu machen, wo überall in der Kirche eine Kultur des Respekts gelebt werde. Die aktuellen Skandale forderten die Glaubwürdigkeit der Christen heraus.

Zu der Großveranstaltung vom 12. bis 16. Mai werden weit über 100.000 Teilnehmer erwartet. Unter dem Leitwort «Damit ihr Hoffnung habt» sind knapp 3.000 Veranstaltungen geplant. Zu den prominenten Teilnehmern gehören Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und weitere hochkarätige Gesprächspartner aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden. Zentrales Symbol soll der Tisch sein, zu dem alle eingeladen seien, unabhängig von sozialem Status, Herkunft und persönlicher Überzeugung, sagte Nagel.

Unter den ausländischen Gästen ragt der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga heraus. Zu den Mitdiskutanten zählen auch das Ex-Model Bianca Jagger und Punkröhre Nina Hagen. Ein musikalisches Highlight verspricht der Auftritt von Klezmer-König Giora Feidman. Großgottesdienste finden auf zentralen Plätzen unter freiem Himmel statt, unter anderem auf der Theresienwiese, sonst Schauplatz des Oktoberfests.

ÖKT-Präsident Glück sagte, der Kirchentag sei eine einmalige Chance für alle, die nach Orientierung suchten. «Unsere Art zu leben und zu wirtschaften auf Kosten der Nachkommen und der Schöpfung hat keine Zukunft.» Der ÖKT werde ein Zeichen setzen gegen lähmende Angst, die Gefahr gefährlicher Emotionalisierungen und wachsender Spannungen, die sich in rechtsradikalen Tendenzen oder der Suche nach Sündenböcken äußerten. Glück äußerte die Hoffnung auf «kontroverse, aber faire Debatten». Nagel fügte hinzu, München solle durch den ÖKT auch zu einem Ort des gemeinsamen Betens und der ausgelassenen Feier werden.

Hinweis: Das Programmheft umfasst 720 Seiten und ist im Internet unter www.oekt.de abrufbar.