Ökumenische Misstöne vor dem Papstbesuch auf Zypern

"Insel der Seligen"

Seit einigen Monaten rumort es in konservativ-orthodoxen Kreisen auf Zypern: Der anstehende Papstbesuch auf der Insel ist ihnen wie die Ökumene überhaupt ein Dorn im Auge. Pamphlete gegen Benedikt XVI. wurden in Schulen verteilt, ein katholisch-orthodoxes Theologentreffen in Paphos von Demonstranten gestört - an der Spitze die Mönche vom Athos.

Autor/in:
Gabi Fröhlich
 (DR)

Wie eine Trutzburg liegt das orthodoxe Heilig-Kreuz-Kloster auf einem Berg im Südosten Zyperns. Seine Bewohner, Mönche vom griechischen Berg Athos, sind vehemente Verfechter der Tradition.

Chrysostomos II., Erzbischof von Zypern, belegte die Mönche daraufhin mit Hausarrest und drohte potentiellen Störern der Papstvisite vom 4. bis 6. Juni mit Strafen. Doch nun fiel dem dialogfreudigen Oberhaupt der autokephalen Ostkirche auf der Insel auch noch sein Stellvertreter in den Rücken: Bischof Athanasios von Limassol - immerhin zweitgrößte Stadt Zyperns - bezeichnete in Interviews den Papst als "Häretiker" und seinen Besuch als "Gewissensproblem für viele fromme Christen". Weitere hochrangige Geistliche schlossen sich der Kritik an.

Der Erzbischof reagierte sauer auf die Misstöne: Die Bischöfe könnten zwar ihre Privatmeinung haben, hätten sich aber grundsätzlich der Bischofssynode zu unterwerfen. Und die habe den Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts begrüßt, erklärte er der Presse. Wer dagegen sei, könne "zuhause" bleiben, habe aber ansonsten zu schweigen. Die Gläubigen forderte Chrysostomos in einem Hirtenbrief auf, während der Tage mit Benedikt XVI. "Ruhe zu bewahren". Gleichzeitig versprach er, während des Papstbesuchs würden keinerlei theologisch oder kirchenpolitisch relevante Entscheidungen getroffen. Um die Gemüter zu beruhigen.

Gelassen im Vatikan
Im Vatikan reagiert man gelassen auf die Nachrichten aus Zypern: Die zyprisch-orthodoxe Synode habe den Papst öffentlich willkommen geheißen, sagte Ökumene-Chef Kardinal Walter Kasper. Alles Weitere sei interne Angelegenheit der dortigen Kirche. Insgesamt baut man im Vatikan auf Jahrzehnte exzellenter Beziehungen mit den zyprischen Orthodoxen. Chrysostomos bezeichnete bei seiner bislang letzten Rom-Reise 2007 - der dritten nach der Beisetzung von Johannes Paul II. und der Amtseinführung Benedikt XVI. - den Papst gar als "jenen, der unter den Bischöfen den Ehrenprimat der ungeteilten Christenheit" inne habe.

Solche Worte - ungewohnt freundlich im katholisch-orthodoxen Miteinander - sind in Zypern nicht selten: Der 39 Jahre junge Bischof Isaias von Tamasus etwa, gern gesehener Gast bei internationalen Konferenzen, geißelt ökumenefeindliches Verhalten als "Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können." Die Welt brauche dringend eine "Allianz unter allen Christen", um den "immensen spirituellen und humanitären Herausforderungen unserer Zeit begegnen zu können."

"Die Störer in der Ökumene sind eine kleine Minderheit"
Wie weit die interkonfessionelle Gastfreundschaft auf der Insel geht, wird Benedikt XVI. gleich bei seiner ersten Etappe in Paphos erleben: Dort, wo ein ökumenisches Gebet stattfinden soll, steht die mittelalterliche "Agia Kyriaki Chrysopolitissa" - in der sich sechs Konfessionen mit Gottesdiensten abwechseln. Die Kirche wurde den westlichen Katholiken 1987 von den Orthodoxen zur freien Nutzung überlassen. Anglikaner, Lutheraner und andere stießen dazu. Orthodoxe Gläubige kommen jedoch weiterhin zum Gebet vor die Ikonostase - manchmal auch während der Gottesdienste.

Für den katholischen Generalvikar auf Zypern, Umberto Barato, ist dieses Miteinander bezeichnend für die entspannte Atmosphäre unter den Kirchen: "Die Störer in der Ökumene sind eine kleine Minderheit; sie diskreditieren sich durch ihre unqualifizierten Äußerungen selbst", meint der Franziskaner - und fügt schmunzelnd hinzu: "Ein wenig sind wir hier eigentlich eine Insel der Seligen." Zwar gebe es gewisse hartnäckige Vorurteile im orthodoxen Kirchenvolk, etwa "dass wir wegen unserer Heiligenstatuen Götzenkult betreiben". Doch in diesem Punkt könne der Papstbesuch sicher einige Aufklärungsarbeit leisten