Ökumenische Adventsvesper mit Erzbischof und Präses entfällt

Ereignisse drohen Gebete zu überlagern

Die traditionelle ökumenische Adventsvesper des Erzbistums Köln und der Evangelischen Kirche im Rheinland fällt in diesem Jahr aus. Das teilte ein Sprecher der rheinischen Landeskirche mit. Grund seien die Ereignisse im Erzbistum.

Die Ökumenische Adventsvesper in Köln entfällt in diesem Jahr (DR)
Die Ökumenische Adventsvesper in Köln entfällt in diesem Jahr / ( DR )

"Der Gottesdienst am Anfang des Advents wird durch die Ereignisse im Erzbistum Köln so überlagert, dass nicht mehr das Gebet oder die Verkündigung wahrgenommen wird, sondern nur die Frage einer Positionierung in der inner-katholischen Auseinandersetzung", begründete ein Sprecher der rheinischen Landeskirche am Mittwoch in Düsseldorf die Absage.

Thorsten Latzel / © Henning Schoon (KNA)
Thorsten Latzel / © Henning Schoon ( KNA )

In der aktuellen Situation sei eine Feier in der gewohnten Besetzung mit Kardinal Rainer Maria Woelki und Präses Thorsten Latzel nach Einschätzung der rheinischen Kirchenleitung daher nicht angeraten.

Gute Beziehungen

"Uns liegt an den guten ökumenischen Beziehungen zur katholischen Kirche", betonte der Pressesprecher der rheinischen Kirche, Jens Peter Iven. Vonseiten der Landeskirche sei angeboten worden, den Gottesdienst auf andere Ebene durchzuführen. Auf vielfältige Weise finde weiterhin eine enge ökumenische Zusammenarbeit statt.

Das Erzbistum Köln erklärte, man respektiere die Entscheidung der Evangelischen Kirche im Rheinland, die Tradition der gemeinsamen Eröffnung des Kirchenjahres in diesem Jahr auszusetzen. Das Erzbistum sei mit den Vertretern der rheinischen Kirche "auf Basis der gewachsenen und guten Beziehungen im Gespräch über die Planung neuer ökumenischer Gottesdienstformate".

Erzbistum Köln akzeptiert Absage

Der gemeinsame Gottesdienst in Köln zum Beginn der Adventszeit war bislang Tradition. Die Adventsvesper fand üblicherweise in der katholischen Kirche St. Aposteln in der Kölner Innenstadt statt. Zu Beginn der Passionszeit im Frühjahr wurde dann jedes Jahr zu einer ökumenischen Feier in die evangelische Johanneskirche in Düsseldorf eingeladen.

Das Erzbistum Köln steht seit Längerem in der Kritik wegen seines Umgangs mit Fällen sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Nach der Aufnahme von Ermittlungen gegen Erzbischof Rainer Maria Woelki wegen möglicher Falschaussage unter Eid im Zusammenhang mit dem Fall Winfried Pilz drängen unter anderem Laienvertreter und Reformgruppen auf eine Entscheidung über die Zukunft des Kardinals. Vor gut einem Jahr hatten päpstliche Gutachter den Umgang der Kölner Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen geprüft.

Im Herbst entschied Papst Franziskus, dass Woelki im Amt bleibt, schickte ihn aber in eine fünfmonatige Auszeit. Anfang März nahm Woelki seine Amtsgeschäfte wieder auf und reichte zugleich ein Rücktrittsgesuch ein. Der Papst hat bisher keine abschließende Entscheidung verkündet.

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
epd