"Ökumeneminister" Koch bei lutherischer Generalsynode in Deutschland

Wille zur Gemeinschaft

Fünf Jahre vor dem Reformationsjubiläum 2017 haben Vertreter der evangelischen Kirche ausgelotet, welche Impulse von Martin Luthers Thesenanschlag für die Gegenwart ausgehen. Gemeinsam mit Kurienkardinal Koch betonten sie dabei, dass es keine Alternative zur Ökumene gibt.

Erzbischof Kurt Kardinal Koch (KNA)
Erzbischof Kurt Kardinal Koch / ( KNA )

Bei der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) haben Katholiken und Lutheraner den Willen zum Miteinander bekräftigt. Zur Ökumene gebe es keine Alternative, da sie dem Willen des Herrn entspreche, sagte Kurienkardinal Kurt Koch am Freitag in Timmendorfer Strand. Generalsekretär Martin Junge vom Lutherischen Weltbund ergänzte, das Gespräch der Konfessionen gehöre zum Kirchesein. Koch und Jung stellten ein lutherisch-katholisches Dokument in Aussicht, das unter dem Titel "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" die Reformationsgeschichte als Thema hat.



Die Tagung des lutherischen Kirchenparlaments erörtert das Schwerpunktthema "Lutherische Kirchen auf dem Weg: Zugänge zum Reformationsjubiläum 2017". Die am gleichen Ort tagende Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen befasst sich mit dem Thema "Die Zukunft der Reformation - 450 Jahre Heidelberger Katechismus".



Koch: Bei der Ökumene geht es um verspätetes Gelingen

Die Art und Weise einer katholischen Beteiligung am 500. Jahrestag der Reformation hänge davon ab, ob Reformation als Bruch oder Kontinuität verstanden werde, sagte Koch, der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates ist. Er spreche von Reformationsgedenken, da sich der Segen der Reformation und die Tragik der Kirchenspaltung schwer unter dem Begriff Jubiläum fassen lasse, erläuterte der Kardinal.



Bei der ökumenischen Bewegung gehe es um das verspätete Gelingen der Reformation als Erneuerung der gesamten Kirche, sagte Koch. Ein ökumenisches Verständnis von Reformation und Tradition führe zur Frage nach dem Wesen der Kirche, fügte Koch hinzu. Mit einer gemeinsamen Erklärung zum Verständnis von Kirche, Eucharistie und Amt rechne er "in 30 Jahren", sagte der vatikanische "Ökumeneminister".



Ökumenischer Gottesdienst

Generalsekretär Junge warb dafür, die weltweite Dimension des Reformationsjubiläums 2017 im Blick zu behalten: "Die Reformation ist mittlerweile eine Weltbürgerin geworden", sagte der lutherische Theologe. In den Vorbereitungen des Reformationsjubiläums konzentriere sich der Lutherische Weltbund auf die ökumenische Dimension. Neben der historischen Aufarbeitung der Reformation müsse auch auf die kirchlichen Erneuerungspotenziale in der Gegenwart und Zukunft geblickt werden.



Die Reformation habe eine Religion der mündigen Christen begründet, sagte der Kirchenhistoriker Volker Leppin. Die Lehre vom allgemeinen Priestertum und die daraus folgende Partizipation der Laien sei das zentrale gesellschaftsverändernde Moment der reformatorischen Theologie. Für den in Wien lehrenden evangelischen Theologieprofessor Ulrich Körtner ist die Lehre von der Rechtfertigung des Sünders das Herzstück der reformatorischen Theologie. Darauf gründe das evangelische Verständnis christlicher Freiheit, das Kirchenverständnis und das Priestertum aller Gläubigen.



In einem ökumenischen Gottesdienst in Lübeck verwies die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs auf das einigende Band der Taufe unter Christen verschiedener Konfession. Zugleich sei die Taufe persönliche Bindung an Christus. Die Namen zu erinnern heiße, der Menschenwürde ein Gedenken geben. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, in der namentlich der ermordeten Juden gedacht wird, sei ein Beleg für die Bedeutung von Namen. Fehrs nannte es erschütternd, wenn Tausende von Flüchtlingen in Booten auf dem Weg nach Europa namenlos ertrinken.