In Oberammergau beginnen die Proben für das Passionsspiel

Der Weg zu Jesus ist ein ewiger

Die Vorbereitungen der 41. Passionsspiele gehen in die heiße Phase. Im Straßenbild von Oberammergau sind die bärtigen Männer mit den langen Haaren nicht mehr zu übersehen. Nur einer glänzt an diesem Wochenende mit einem modischen Kurzhaarschnitt.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Ob alt oder jung, seit Aschermittwoch dieses Jahres gilt der Haar-Erlass für all jene, die 2010 bei den über 100 Aufführungen des Passionsspiels dabeisein wollen. Nun haben die Proben dafür begonnen. Nur einer glänzt an diesem Wochenende mit einem modischen Kurzhaarschnitt: Christian Stückl. 1990 und 2000 lief auch er mit Pferdeschwanz herum, um sich gelegentlich als Spielleiter in den Massenszenen unters Volk zu mischen. Nun aber hat sich der Regisseur kurz entschlossen das Recht genommen, doch die Schere bei sich ansetzen zu lassen.

Bereits zum dritten Mal ist er künstlerisch verantwortlich für das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu. "Ich werd' nicht jünger dabei", kokettiert der 48-Jährige. Das gilt für seine Mitstreiter nicht minder. Aus dem Lieblingsjünger Johannes von 2000 etwa ist inzwischen "sein" Jesus geworden. Die Elf- und Zwölfjährigen von damals sind zu passablen Aposteln herangereift. Da wundert es nicht, dass Stückl einräumt, über die Zeit habe sich auch sein Blick auf Jesus verändert. "Der Weg zu Jesus ist ein ewiger", zitiert er Papst Benedikt XVI. aus dessen Jesus-Buch.

Früher sei Jesus für ihn noch der "Revoluzzer" gewesen, erzählt der Spielleiter. Nun aber sehe er ihn als eine Gestalt, die andere zum Umdenken auffordere und selbst konsequent ihren Weg gehe. An den Text aus dem 19. Jahrhundert hat er mit seinem Dramaturgen Otto Huber erneut kräftig Hand angelegt. Mit seinem jungen Team will er zeigen, wer Jesus wirklich war, was dieser den Menschen heute zu sagen hat.

Junge Leute sind gut vertreten
Dabei hoffen die Verantwortlichen des Passionsspiels, bei den Zuschauern wieder mehr junge Leute für das Thema interessieren zu können. Eine Sonderofferte im Vorfeld des Ökumenischen Kirchentages in München, der parallel zur Premiere stattfindet, soll genau jene Zielgruppe ansprechen. Bei den Spielern ist es bereits gelungen: Unter den mehr als 2.400 Einwohnern, so vielen wie nie zuvor, sind junge Leute gut vertreten. Ansonsten gilt, man muss in Oberammergau geboren sein oder hier seit 20 Jahren leben, um mitmachen zu können.

Nur bei Kindern wird eine Ausnahme von dieser ehernen Regel gemacht, nicht aber beim Bürgermeister. Franken-Import Arno Nunn muss zuschauen. Dafür hat der Spielleiter das Stück mit einer weiteren Frauenrolle aufgepeppt. Erstmals wird mit "Claudia" die Gattin des römischen Statthalters Pontius Pilatus auftreten und von ihrem Traum erzählen, der ihren Mann vor der Verurteilung Jesu abhalten soll. Sonst hatte immer ein Bote dem Pilatus die Nachricht überbracht.

Die Rolle der Musik
Nicht zu unterschätzen ist die Rolle der Musik in Oberammergau. Markus Zwink probt mit seinen Leuten schon seit Mitte des Jahres. Die Zuhörer erwarten Professionalität, weiß er. Laienhafte Fehler gingen im Zeitalter der CD, wo sich die Hörgewohnheiten geändert hätten, nicht mehr durch. Vier Solisten und ein bis zu 64 Mitglieder großer Chor sorgen für die musikalische Umrahmung. Begleitet werden sie von einem kleinen Symphonie-Orchester, das sich ebenfalls nur aus Oberammergauern rekrutiert.

Bleibt noch die Frage nach dem Zeltdach über der Freilichtbühne des Passionstheaters, das für Veranstaltungen zwischen den Passionsjahren eingebaut wurde. Stückl gibt zu, dass er dieses für die Passion nicht beibehalten wolle. Die Protagonisten müssten entsprechend der Tradition bei jedem Wind und Wetter auftreten. "Aber wenn es zehn Tage hintereinander regnet, weiß ich jetzt schon, dass ich überstimmt werde", lacht der Spielleiter.