Obdachlose brauchen im Winter besondere Unterstützung

Gegen die Kälte

Für Menschen in Deutschland, die auf der Straße leben, ist die Kälte aktuell eine besondere Herausforderung. Der Sozialdienst Katholischer Männer in Köln hilft in dieser Situation. Die Unterstützung setzt aber auch schon früher an.

SKM Köln hilft Obdachlosen / © Dutchmen Photography (shutterstock)
SKM Köln hilft Obdachlosen / © Dutchmen Photography ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wenn ich jetzt bei den Temperaturen unterwegs bin und sehe, dass Obdachlose draußen schlafen, was mache ich dann? 

Jane van Well (Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) Köln): Am besten ist es natürlich, zu versuchen, die Menschen anzusprechen und zu fragen, ob sie Hilfe brauchen. Wir haben ja auch das Winter-Nothilfe-Telefon, wo man anrufen und sich erkundigen kann, was man in solchen Situationen tut. Da kann man sich dann noch mal vergewissern, was man da am besten tut. In großen Notfällen ist es natürlich am besten, direkt einen Krankenwagen zu rufen, falls man wirklich meint, dass es dem Menschen schlecht geht. 

Jane van Well, SKM Köln

"Es gibt viele Menschen, die in der Corona-Krise ihre Wohnung verloren haben und nun gucken müssen, wo sie bleiben. Das hat sich deutlich erhöht."

DOMRADIO.DE: Jetzt haben wir eine Reihe von Krisen hinter uns bzw. befinden uns auch noch in welchen. Stichwort Corona, Energiekrise, Inflation, Ukraine-Krieg. Macht sich das in Ihrer Arbeit auch bemerkbar? 

van Well: Ja, das macht sich auf jeden Fall bemerkbar. Der Beratungsbedarf in den Einrichtungen der Kontakt- und Beratungsstellen für Wohnungslose ist enorm gestiegen. Es kommen immer mehr Menschen, die sich erkundigen, was sie jetzt mit ihren erhöhten Stromrechnungen machen. Es gibt viele Menschen, die in der Corona-Krise ihre Wohnung verloren haben und nun gucken müssen, wo sie bleiben. Das hat sich deutlich erhöht. 

DOMRADIO.DE: Man hört immer wieder, dass Menschen sagen: In Deutschland muss ja niemand auf der Straße schlafen, die wollen halt draußen bleiben. Ist da was dran? 

van Well: Das stimmt. In Köln ist das Hilfsangebot sehr groß. Es gibt viele Notschlafstellen. Und gerade in der Winterzeit eröffnen wir dann auch noch mal große Notschlafstellen. Es gibt tatsächlich Menschen, die sich trotzdem dazu entscheiden, draußen zu bleiben oder die sich dann vielleicht irgendwann, wenn es richtig, richtig kalt wird, entscheiden: Okay, jetzt werde ich dann für ein paar Nächte mal die Notschlafstelle aufsuchen.

Es ist schon so, dass die meisten obdachlosen Menschen auf der Straße wissen, dass es diese Angebote gibt und sie können die Angebote dann auch nutzen, wenn sie es wollen. Aber es gibt tatsächlich Menschen, die das nicht wollen. 

DOMRADIO.DE: Wie kooperieren Sie mit der Stadt, um die Menschen auf der Straße zu unterstützen? 

van Well: Wir betreiben ja einige Einrichtungen im Auftrag der Stadt Köln, unter anderem die große Winterhilfe-Notschlafstelle und auch einen Tagesaufenthalt in der Ostmerheimer Straße. Dort haben wir 72 Schlafplätze. Wenn mehr Menschen da sind, dann können da natürlich auch mehr Menschen schlafen. Das ist im Grunde die Winterhilfe-Einrichtung, die wir immer am 1. November eröffnen, die läuft durch bis zum 30. April. Da nehmen wir abends die Menschen auf, die ansonsten draußen schlafen müssten. 

Jane van Well, SKM Köln

"Es ist schon so, dass die meisten obdachlosen Menschen auf der Straße wissen, dass es diese Angebote gibt und sie können die Angebote dann auch nutzen, wenn sie es wollen. Aber es gibt tatsächlich Menschen, die das nicht wollen."

DOMRADIO.DE: Sie helfen viel jetzt speziell gegen die punktuelle Kälte. Aber müsste man nicht viel früher ansetzen, damit Menschen erst gar nicht in diese Situation kommen? 

van Well: Dazu gibt es auch tatsächlich schon Angebote. Wir beim SKM haben auch spezielle Angebote in verschiedenen Stadtteilen zur Verhinderung von Wohnungsverlust, das nennt sich BerMico (Anm. d. Red.: Beratung und Mietcoaching). Da arbeiten Sozialarbeiter mit den Menschen, die noch eine Wohnung haben, aber die Probleme haben, die Miete zu zahlen oder die mit den bürokratischen Dingen nicht zurechtkommen.

Da sind dann unsere Teams dazu da, denen zu helfen, dass sie ihre Wohnung nicht verlieren. Entsprechend haben wir auch Angebote, die dazu verhelfen, Wohnungen zu bekommen – gerade auch für die Menschen, die sonst wenig Möglichkeiten haben, auf dem Wohnungsmarkt zurecht zu kommen. Da haben wir dann auch Angebote, um die zu unterstützen. 

Das Interview führte Katharina Geiger.

Quelle:
DR