Caritas Berlin fordert ganzjährig Unterkünfte für Obdachlose

"Nicht nur ein Winterthema"

Wenn es im Winter richtig kalt wird, wird es auch für viele Obdachlose gefährlich. Die Caritas in Berlin weist bereits jetzt auf ihre Kältehilfe hin. Doch für Ulrike Kostka ist es noch wichtiger, dass alle Menschen eine Wohnung haben.

Notübernachtung – Kältehilfe in Berlin / © Jannis Chavakis (KNA)
Notübernachtung – Kältehilfe in Berlin / © Jannis Chavakis ( KNA )

DOMRADIO.DE: Bis zur großen Kälte mit Minustemperaturen ist es vielleicht noch etwas hin. Warum bereitet man sich in Berlin jetzt schon auf die Kältehilfe vor?

Ulrike Kostka / © Maurice Weiss (Caritasverband für das Erzbistum Berlin)

Prof. Dr. Ulrike Kostka (Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.): Die Kältehilfe brauchen wir einfach, weil jetzt schon die Temperaturen nachts sehr niedrig sind. Wer schon mal länger draußen war, merkt abends, wie das einem in die Knochen zieht. Für Menschen, die wohnungslos sind, ist es ganz wichtig, dass sie wirklich eine gesicherte Unterkunft haben. Da ist die Kältehilfe seit 30 Jahren wirklich ein ganz wichtiger Baustein.

DOMRADIO.DE: Der Kältebus in Berlin rettet jeden Winter Leben, kommt aber auch schon mal zu spät, weil es eigentlich mehr Angebote dieser Art geben müsste. Gibt es da Überlegungen für Lösungen?

Prof. Dr. Ulrike Kostka

"Die Menschen brauchen Wohnungen. Das ist wirklich das Allerwichtigste, denn Notunterkünfte sind immer nur ein Notbehelf."

Kostka: Uns ist als Caritas ganz wichtig, dass es vor allen Dingen erst einmal darum geht, die Ursachen zu bekämpfen. Das heißt, die Menschen brauchen Wohnungen. Das ist wirklich das Allerwichtigste, denn Notunterkünfte sind immer nur ein Notbehelf. Wir setzen uns sehr für ganzjährige Unterkünfte ein, weil die Hitze auch ein großes Thema und dementsprechend das unser großes Anliegen ist.

Essensausgabe des Foodtrucks in Berlin / © Jens Kalaene (dpa)
Essensausgabe des Foodtrucks in Berlin / © Jens Kalaene ( dpa )

Ansonsten ist es auch wichtig, den Menschen nachts Unterkünfte zu geben, aber auch tagsüber. Das ist uns ein wichtiges Anliegen, zum Beispiel mit unserer Wärmestube, aber auch zum Beispiel Zugang zu warmen Mahlzeiten. Das machen wir mit unserem Caritas-Foodtruck.

DOMRADIO.DE: Wie sieht denn die Situation der Obdachlosen in Berlin derzeit generell aus?

Kostka: Wir spüren schon, dass die Armut steigt und dass mehr Menschen auf der Straße leben beziehungsweise die Not haben, dass die Preise steigen und auch eine Mahlzeit immer teurer wird. Das bedeutet dann einen großen Zulauf zu unseren Diensten und Einrichtungen und auch unserer Kooperationspartner.

Die Armut wächst und das merken wir natürlich auch bei den Menschen, die wohnungslos sind. Das beschäftigt uns auch sehr und natürlich auch die Menschen, die wohnungslos sind, die sich auch Sorgen machen, wie das so weitergeht. Dementsprechend ist es ganz wichtig, dass wir dieses Thema der Wohnungslosigkeit nicht nur als Winterthema sehen, sondern wirklich als ganz grundsätzliches Thema.

DOMRADIO.DE: Wie sehr sind Sie auf ehrenamtliche Mithilfe angewiesen?

Kostka: Ehrenamtliche sind das Rückgrat der Kältehilfe. Es ist ja ein ganzes Netz von Kirchengemeinden, von Wohlfahrtsverbänden und vielen anderen Akteuren und natürlich auch dem Senat und den Bezirken. Aber die ganzen Angebote wären ohne ehrenamtliche und natürlich auch berufliche Kolleginnen und Kollegen nicht möglich.

Prof. Dr. Ulrike Kostka

"Die Kältehilfe ist auch ein Netzwerk der Herzenswärmer."

Deswegen freuen wir uns auch über jeden, der mitmachen möchte. Wir brauchen auch noch Ehrenamtliche in der Kältehilfe beziehungsweise beim Foodtruck und darüber hinaus. Ehrenamtliche sind ein wichtiges Rückgrat, weil es auch immer um praktische Hilfe, aber vor allen Dingen auch um Begegnung auf Augenhöhe geht. Das ist ganz wichtig, denn die Kältehilfe ist auch ein Netzwerk der Herzenswärmer.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Berliner Kältehilfe startet mit 1.000 Notübernachtungsplätzen

Die Berliner Kältehilfe startet am Samstag in die diesjährige Wintersaison. Geplant ist, dass bis zu 1.000 Menschen jede Nacht mit einem Schlafplatz versorgt werden können und warmes Essen erhalten, teilte die Liga der Wohlfahrtsverbände am Mittwoch mit. Finanziert werde die Kältehilfe, genauso wie die medizinische Versorgung von Obdachlosen, in hohem Maße durch Spenden.

Lodges als Notschlafstelle für Obdachlose / © Jannis Chavakis (KNA)
Lodges als Notschlafstelle für Obdachlose / © Jannis Chavakis ( KNA )
Quelle:
DR