Wiener Kardinal Schönborn über die Corona-Pandemie

"Nörgeln ist unnützer Energieverlust"

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat zu mehr Zusammenhalt in der Corona-Krise aufgerufen. Dennoch räumte er ein, dass die Belastungen enorm seien. Doch sich "ins Nörgeln zu verlieren, ist ein unnützer Energieverlust", mahnt er.

Corona-Zeiten: Sehnsüchtiger Blick aus dem Fenster / © Summer loveee (shutterstock)
Corona-Zeiten: Sehnsüchtiger Blick aus dem Fenster / © Summer loveee ( shutterstock )

Das sagte der Wiener Erzbischof im Oster-Interview der Presseagentur Kathpress. Er nehme es niemandem übel, "wenn wir da auch ungeduldig werden, wenn wir ein Stimmungstief erleben, auch in den Familien".

Auch die Kritik an der Politik nehme zu. "Es gibt eigentlich nur eine Lösung: umso mehr zusammenzustehen. Wir haben keine andere Lösung", so Schönborn.

Schuldzuweisungen bringen nicht weiter

Es helfe nichts, "jetzt Schuldzuweisungen zu machen, dass wir zu wenig Impfstoff haben". Schließlich grenze es an ein Wunder, dass innerhalb von nur wenigen Monaten überhaupt die entscheidenden Schritte zu einer Impfstoffentwicklung geschafft wurden.

Zugleich helfe diese Zeit hoffentlich auch ein bisschen, "die Selbstverständlichkeit unserer religiösen Versorgung zu hinterfragen und sie als ein Geschenk zu sehen", so der Kardinal weiter.

Der Zugang zu den Sakramenten sei nicht selbstverständlich. "Es tut uns ganz gut, daran zu denken, dass es sehr viele Christen gibt, denen diese Selbstverständlichkeiten nicht gegeben sind."

Ostern verbindet

Er denke etwa an die vielen Christen in den Flüchtlingslagern in der Türkei, in Jordanien, auf den griechischen Inseln oder an die Geflüchteten in Afrika. Diese Menschen müssten oft jahrelang ohne den Rückhalt einer kirchlichen Gemeinschaft leben und ihren Glauben unter schwierigsten Umständen praktizieren.

Die österliche Botschaft verbinde, unterstrich der Wiener Erzbischof. "Vergangenes Jahr habe ich die Osterliturgie im Dom coronabedingt gefeiert mit zehn Mitfeiernden, aber 300.000 Menschen haben übers Fernsehen teilgenommen", gab Schönborn zu bedenken.

"Einfach die Gottesdienste feiern zu können, das ist für mich das Schönste zu Ostern."

Christoph Kardinal Schönborn OP

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn war 30 Jahre lang Erzbischof von Wien. Geboren am 22. Januar 1945 in Skalken (Skalsko), Böhmen, flohen er, sein Bruder und seine Mutter noch im gleichen Jahr nach Niederösterreich. Aufgewachsen sind sie dann in der Region Vorarlberg. Nach dem Abitur trat er 1963 in den Dominikanerorden ein.

Er studierte Theologie und Philosophie in Walberberg, zwischen Köln und Bonn, und setzte seine Studien auch in Wien und Paris fort. Er wurde am 27. Dezember 1970 in der Wiener Dominikanerkirche zum Priester geweiht.

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn / © Cristian Gennari (KNA)
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA