Nina Ruge im Heiligen Land für TV-Serie über christliche Feiertage

Auf der Suche nach Antworten für die Seele

Pause bei den Dreharbeiten. Nina Ruge hat sich auf einem Stein des alten Friedhofs niedergelassen und lässt ihren Blick schweifen, hoch zum Tempelberg. Um sie herum liegen verstreut die Gräber von Franziskanerbrüdern aus den vergangenen Jahrhunderten. Vor ihr, unterhalb des Felsendoms, der große muslimische Friedhof. Und hinter ihr am Ölberg der uralte Friedhof der Juden, die nach ihrem Tod hier auf das Kommen des Messias und sein Jüngstes Gericht warten.

Autor/in:
Gabi Fröhlich
 (DR)

«Die Fragen nach den letzten Dingen haben mich schon immer fasziniert», sagt die Moderatorin nachdenklich. Darum ist sie in diesem November mit einem Team der ZDF-Kirchenredaktion nach Jerusalem geflogen, um in der Heiligen Stadt dreier Weltreligionen nach Antworten zu suchen. 2010 nimmt das ZDF die Zuschauer dann mit «ad fontes», zu den Quellen des Glaubens in der Heimat Jesu. Was Ruge gefunden hat, wird 2010 in Sondersendungen an den Feiertagen Allerheiligen, Dreikönigen, Fronleichnam und Mariä Himmelfahrt ausgestrahlt. Hier, zwischen den geschichtsträchtigen Gräberfeldern, geht es nun um das Ende - das gleichzeitig ein neuer Anfang sein soll.

«Der Jüngste Tag ist der letzte Tag der Geschichte», hat Ruge soeben von Schwester Margareta Gruber erfahren, der Dekanin des Theologischen Studienjahres Jerusalem. «Er bleibt deshalb der jüngste, weil er sozusagen keine jüngeren Geschwister mehr bekommt - mit ihm bricht die ewige Vollendung an.» Die gleißende Jerusalemer Sonne rückt vor, die Kameramänner drängen zur Eile. Die Maskenbildnerin zupft noch mal Ruges Frisur zurecht, legt etwas Puder nach. Es geht weiter: «Mein Leben ist nicht egal, aber es ist auch kein Spaß», erklärt die Franziskanerin energisch - «nichts, was im Leben aus Liebe geschehen ist, wird verloren gehen.»

Seit zwei Jahren auf der Suche nach dem Sinn
Schwester Margareta gehört zu den Gläubigen, denen Nina Ruge mit ihren Sinnfragen zu Leibe rückt. Seit zwei Jahren interviewt sie für die katholischen ZDF-Feiertagssendungen Bischöfe, Priester, Ordensleute und engagierte Christen, um dem Sinn der kirchlichen Feste auf die Spur zu kommen. «Nina stellt Fragen, die viele Menschen heute haben», erklärt der Redakteur der Reihe, Jürgen Erbacher. «Gleichzeitig ist sie interessiert an spirituellen Themen und hat großen Respekt vor der christlichen Tradition. Darum drehen wir die Sendungen mit ihr.»

Zwischen den knorrigen Olivenbäumen kommt ein struppiges Fohlen daherspaziert, beäugt die ungewohnte Szene neugierig. Die Moderatorin lässt sich kurz ablenken, streicht ihm über die Schnauze und schickt es aus dem Blickfeld der Kameras hinaus. «Diese Stadt ist unglaublich faszinierend», sagt sie, «jeden Abend diskutieren wir und verarbeiten die vielen Eindrücke.» Vor allem die Spannung zwischen politischer Situation und Wucht der biblischen Geschichte könne niemanden kalt lassen. Der Kameramann zieht einen Schwenk hoch zur Stadtmauer: Die Grabeskirche auf der anderen Seite wird als Ort der Auferstehung Jesu Ausgangspunkt der Allerheiligen-Sendung sein.

"Für meine Seele nehme sehr viel mehr mit«
Man lebt anders, wenn man sich seiner Endlichkeit bewusst ist», ist Ruge überzeugt. Das habe ihr besonders ein Drehtag im Sterbehospiz Saint Louis vor den Toren der Jerusalemer Altstadt wieder neu bewusst gemacht. Dort verbringen unter der Fürsorge der katholischen Josephs-Schwestern Juden, Christen und Muslime ihre letzten Stunden vor der großen Heimreise - Zimmer an Zimmer, Bett an Bett. «Die Kraft und Lebendigkeit der Ordensfrauen hat mich tief beeindruckt», bekennt die Moderatorin, die nach eigener Aussage «alles, was ich mache, sehr intensiv» tut. Aber auch wenn sie mondäne berufliche Verpflichtungen mit Leidenschaft angehe: «Für meine Seele nehme ich aus dieser Arbeit hier sehr viel mehr mit.»