Jugendkomitee soll Vatikan und Papst beraten

Nimmt die Kirche jetzt die Jugend ernst?

Die Jugend bekommt mehr Mitspracherecht in der Kirche. Dafür richtet der Vatikan ein Jugendkomitee ein, das den Papst beraten wird. Die deutschsprachige Jugendvertreterin hofft, dass das Komitee auch kirchenferne Jugendliche anspricht.

Kinder und Jugendliche bei einer BDJK-Aktion / © Bert Bostelmann (KNA)
Kinder und Jugendliche bei einer BDJK-Aktion / © Bert Bostelmann ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Jugendkomitee aus zehn Männern und zehn Frauen aus allen Erdteilen wird den Vatikan und den Papst beraten. Was glauben Sie, wie nahe werden Sie als "Papst-Beraterin" an den Papst herankommen?

Carina Baumgartner (Mitglied der Salesianischen Jugendbewegung): Ich weiß noch nicht, wie es genau sein wird. Es ist ja für uns alle auch noch ganz neu. Ich habe selbst vor ungefähr einem Monat den Brief bekommen, dass ich zur Beraterin ernannt wurde. Da hatte ich gerade Geburtstag. Mit der Ernennung haben sich viele Fragen aufgetan. Was ich bis jetzt weiß, ist, dass wir uns zum ersten Mal im nächsten April in Rom treffen werden. Bis dahin werden wir untereinander, gemeinsam mit den anderen 19 Ernannten, auch schon per Mail oder Skype Kontakt haben. Wir schauen dann Schritt für Schritt, wo wir uns genau hin bewegen. Das letzte Jugendforum hat auch mit einem persönlichen Treffen mit dem Papst geendet.

DOMRADIO.DE: Wie wird man denn Jugendberaterin vom Vatikan?

Baumgartner: Ich war im letzten Juni beim Internationalen Jugendforum dabei, bei dem angekündigt wurde, dass es dieses Komitee geben soll. Es gab noch nicht viele Informationen, aber es war klar, dass daran gearbeitet wird. Es hat dann geheißen, dass aus verschiedenen Erdteilen Menschen dazu eingeladen werden und auch Bewegungen und Initiativen vertreten sein sollen. Ich darf für die salesianische Jugendbewegung, die ja eine internationale Bewegung ist, dort sein und meine Erfahrungen einbringen.

DOMRADIO.DE: Was wollen Sie in Vertretung von Millionen jungen Leuten aus aller Welt dem Vatikan sagen?

Baumgartner: Erst einmal finde ich es spannend, dass es diesen Raum gibt, wo jungen Leuten wirklich eine starke Stimme gegeben wird. Dass junge Leute wirklich ernst genommen werden, ihnen Verantwortung gegeben wird und sie wirklich Protagonisten sein dürfen, habe ich gerade bei der salesianischen Jugendbewegung erlebt. Das erhoffe ich mir, dass das ganz viele Leute weltweit erfahren. Das ist gerade für junge Menschen wichtig, die die Kirche noch nicht als einen Ort kennenlernen konnten, wo sie willkommen sind und sich auch äußern und mitgestalten dürfen. Das erhoffe ich mir auch für viele junge Leute, die das noch nicht kennen.

DOMRADIO.DE: Welche konkreten Themen wollen Sie ansprechen?

Baumgartner: In erster Linie werde ich hören und schauen, was da für Themen auf uns zukommen. Immer mit diesem Blick: Wie nehmen wir Jugendliche ernst? Wie erreichen wir gerade benachteiligte Jugendliche, die Kirche vielleicht noch gar nicht kennengelernt haben? Mir persönlich ist das Umweltthema ein großes Anliegen. Ich durfte selbst in Panama im Januar dieses Jahres bei der Bekanntmachung von der "Laudato-si"-Generation dabei sein. Deswegen sind mir auch gerade diese Themen ein großes Anliegen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR