Kardinal Marx ruft an Allerseelen zu Solidarität auf

Niemand soll allein sein

Kardinal Reinhard Marx ruft dazu auf, mehr aufeinander zu achten. Jeder könne sich bei anderen melden, damit diese nicht einsam sind. Gleichzeitig mahnt der Kardinal, das Leben nicht mit Erwartungen zu überfrachten.

Kardinal Marx predigt / © Arnold (dpa)
Kardinal Marx predigt / © Arnold ( dpa )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat an die Christen appelliert, in diesen Wochen des Teil-Lockdown noch mehr aufeinander zu achten, besonders auf die Alten und Einsamen. "Wir wollen alles tun, dass niemand allein bleibt", sagte Marx am Montagabend bei einem Gottesdienst zum Allerseelentag im Münchner Liebfrauendom. Vor allem mit Blick auf die letzte Lebensphase von Menschen solle jeder dabei helfen, "dass im Rahmen der Schutzbestimmungen niemand alleine sterben muss".

Aufeinander zu achten könne aber auch heißen, "ein Telefonat zu führen, einen Brief zu schreiben oder im Rahmen der Hygienevorschriften einen Besuch zu machen", erinnerte der Kardinal.

Corona wirke wie ein Einbruch des Lebens

Christen könnten besonders im Gebet ein solidarisches Zeichen der Gemeinschaft, Hoffnung und der Zuversicht senden, "so dass wir inmitten dieser Gesellschaft ein Licht entzünden". Der Glaube mache auch mit Blick auf den letzten Weg über die Schwelle des Todes klar: "Wir gehen ihn nicht alleine. Wir gehen ihn mit Ihm! Das ist unsere Hoffnung."

In seiner Predigt wies Marx auf das verlockende Konzept eines gelingenden Lebens hin: "Wer möchte das nicht? Und wie viele Angebote gibt es dazu, in dieser uns geschenkten Zeitspanne das Leben mit allen Möglichkeiten zu erleben?" Gesundheit, Glück, Wohlstand, Hobbys und Reisen seien für viele erreichbar geworden, "so dass das Konzept eines gelingenden Lebens anziehend wirkt". Doch dann komme Corona. Das wirke wie ein umfassender Einbruch "in diesem immer besseren, immer längeren, immer reicheren Leben, das wie ein natürlicher Fortschrittsprozess vor Augen stand".

Hoffnung ist ein Lebenselixier

Die plötzliche Störung habe Zerbrechlichkeit offenbart, so der Kardinal. Es gebe kein Leben ohne Leid und ohne Tod. Corona könne daran erinnern, das irdische Leben nicht mit Erwartungen zu überfrachten, "so dass das Unglück schon vor der Tür steht, weil wir nicht erreichen, was wir erreichen möchten". Gleichzeitig sei wichtig, die Hoffnung als Haltung anzunehmen: Sie sei "mitten im Auf und Ab unseres Lebens, das auf den Tod zugeht, ein Lebenselixier, das wir uns von Gott immer wieder neu schenken lassen".

Das Fest Allerseelen ist in der katholischen Kirche dem Gedächtnis aller Verstorbenen gewidmet. Es entstand im zehnten Jahrhundert, als der Abt Odilo von Cluny für die ihm unterstellten Klöster anordnete, das Gedächtnis aller Verstorbenen am 2. November zu begehen.


Quelle:
KNA