Nicaragua schiebt inhaftierte Kleriker nach Rom ab

Dank an Papst und Parolin

Zuletzt gab es zunehmend Inhaftierungen von Geistlichen in Nicaragua, oft mit empfindlichen Gefängnisstrafen. Nun hat das Ortega-Regime einige Kleriker offenbar dank prominenter Vermittlung abgeschoben. Zwei Bischöfe bedankten sich.

Regierungsgebäude in Nicaragua / © cfalvarez (shutterstock)
Regierungsgebäude in Nicaragua / © cfalvarez ( shutterstock )

In Nicaragua hat das links-sandinistische Regime laut einem Bericht des regierungskritischen Portals "La Prensa" am Wochenende zwei inhaftierte Bischöfe sowie 14 weitere Geistliche und  zwei Seminaristen aus dem Gefängnis entlassen und in Richtung Vatikan abgeschoben. 

Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo (dpa)
Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo ( dpa )

Das Portal "100 Noticias" veröffentlichte Bilder aus den Sozialen Netzwerken, die die ausgewiesenen Bischöfe Rolando Alvarez und Isidoro Mora bereits bei einem Dankgottesdienst in Rom zeigen sollen. In einer Stellungnahme bedankte sich das Regime von Machthaber Daniel Ortega für die Vermittlungsbemühungen von Papst Franziskus und Kardinal Pietro Parolin.

Alvarez im August 2022 verhaftet

Im August 2022 wurde Bischof Alvarez verhaftet, nachdem seine Residenz schon Tage zuvor von Polizisten belagert worden war und er Gottesdienste nur noch über Internet und Radio öffentlich hatte lesen können. Er galt als einer der schärfsten Kritiker des links-autoritären Regimes. Die Regierung warf dem Bischof vor, gewalttätige Gruppen organisiert und zu "Hassverbrechen" angestiftet zu haben, die das Ziel gehabt hätten, "den Staat Nicaragua zu destabilisieren".

Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua / © Alfredo Zuniga (dpa)
Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua / © Alfredo Zuniga ( dpa )

Im Februar 2023 verurteilte ein Gericht Alvarez in einem Schnellverfahren wegen Ungehorsams, Untergrabung der nationalen Integrität und weiterer Delikte zu einer Haftstrafe von 26 Jahren. Die Behörden entzogen ihm die nicaraguanische Staatsbürgerschaft. Alvarez hatte sich danach geweigert, mit 222 weiteren politischen
Gefangenen in die USA abgeschoben zu werden, die allesamt als Regierungskritiker gelten, darunter auch einige Geistliche.

Auch EU und USA schalteten sich ein

Die Europäische Union und die USA forderten ebenso wie zahlreiche Menschenrechtsorganisationen die Freilassung des Bischofs, der inzwischen laut Umfragen als eine der populärsten Figuren Nicaraguas gilt. Um den Jahreswechsel herum wurde auch Bischof Isidoro Mora aus Siuna verhaftet.

Proteste in Nicaragua / © Steve Lewis (KNA)
Proteste in Nicaragua / © Steve Lewis ( KNA )

Die schwere Krise in Nicaragua begann 2018, als Studenten zunächst gegen eine mutmaßlich von der linksgerichteten Regierung geduldeten oder gar initiierten Brandrodung in einem Naturschutzgebiet auf die Straßen gingen. Schnell weiteten sich die Proteste landesweit aus. Das Ortega-Regime schlug die Demonstrationen mit Gewalt nieder, Pfarrer und Bischöfe öffneten ihre Kirchen, damit die Demonstrierenden Schutz finden konnten.

Nicaragua kappt diplomatische Beziehungen mit Vatikan

Nicaragua hat wohl die diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl gekappt. Grund ist ein Interview des Papstes, in dem er das Regime mit ehemaligen kommunistischen Diktaturen und dem Nationalsozialismus verglichen hatte. Das berichtet die Zeitung "La Presa" aus Managua unter Berufung auf diplomatische Kreise in Rom.

Fahne Nicaraguas / © BUTENKOV ALEKSEI (shutterstock)
Quelle:
KNA