Neumann-Becker sieht Wittenberger Predigerseminar gesichert

Lösung nach Rückzug der sächsischen Kirche

Die Leiterin des Predigerseminars in Wittenberg, Birgit Neumann-Becker, sieht die Zukunft der Einrichtung gesichert. Dies trotz des Rückzugs der sächsischen Landeskirche aus der Beteiligung am Priesterseminar.

Stadtkirche in Wittenberg / © VanderWolf Images (shutterstock)
Stadtkirche in Wittenberg / © VanderWolf Images ( shutterstock )

Die verbliebenen Kirchen hätten sich darauf geeinigt, das traditionsreiche Seminar in eine eigene Anstalt des öffentlichen Rechts zu überführen, sagte Neumann-Becker dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Es gibt eine Vereinbarung der drei verbleibenden Landeskirchen, am Standort Wittenberg weiterzuarbeiten." 

Die neue Rechtsform solle auch offen für andere evangelische Landeskirchen sein. Von einer Schließung gehe sie daher nicht aus. Vor einem Jahr hatte die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens angekündigt, ihre Vikare, also angehende Pfarrer, künftig gemeinsam mit der bayerischen Landeskirche auszubilden. 

Altstadt mit Wittenberger Stadtkirche Sankt Marien / © LiliGraphie (shutterstock)
Altstadt mit Wittenberger Stadtkirche Sankt Marien / © LiliGraphie ( shutterstock )

Zu Begründung hieß es, in der Ausbildung in Bayern würden Rollenkompetenz, theologische Kompetenz und Leitungskompetenz vermittelt. Die Ausbildung sei modular gestaltet und äußerst zeitgemäß.

Neumann-Becker wollte diese Begründung auf Nachfrage nicht kommentieren. "Was da benannt wurde, ist ja im Grunde die Matrix der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)", sagte die Leiterin des Predigerseminars. Man sei mit der sächsischen Landeskirche in einem guten Austausch und hoffe, dass auf mittlere oder längere Sicht wieder eine Zusammenarbeit möglich sei.

Priesterseminar mit langer Tradition

Das Wittenberger Predigerseminar ist eine der ältesten Ausbildungsstätten für angehende evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland. Es wurde 1817 an der Wirkungsstätte des Reformators Martin Luther (1483-1546) gegründet.

Die bisherige Trägerin, die Union Evangelischer Kirchen in Deutschland (UEK), strebt ihre eigene Auflösung an und will sich vollständig in die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) integrieren. 

Nach dem Rückzug der sächsischen Kirche bilden künftig noch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und die Evangelische Landeskirche Anhalts ihren Pfarrernachwuchs in Wittenberg aus.

Seit Juni dieses Jahres leitet die evangelische Pfarrerin Birgit Neumann-Becker die Einrichtung. Laut Neumann-Becker ist das Predigerseminar trotz des wachsenden Fachkräftemangels "gut ausgelastet". Im kommenden Jahr erwarte man 47 Vikare. Für die kommenden Jahre sei die Zahl der Nachwuchs-Geistlichen stabil.

Lutherstadt Wittenberg

Luther-Denkmal in Wittenberg (DR)
Luther-Denkmal in Wittenberg / ( DR )

Um 1180 wurde Wittenberg erstmals urkundlich als Burgwadium erwähnt. Mehr als 100 Jahre später (1293) erhielt Wittenberg das Stadtrecht. Wirkliche Bedeutung erlangte die Stadt im Jahr 1502 mit der Gründung der Universität durch Kurfürst Friedrich III., auch Friedrich der Weise genannt. Er holte bekannte Leute wie Lucas Cranach d. Ä. und Albrecht Dürer nach Wittenberg.

Quelle:
epd