Neues Papstbuch mit Interviews von Papst Franziskus

Die Angst überwunden

Heute ist es für ihn alltägliches Geschäft, Interviews zu geben. Doch eine Zeit lang fühlte sich Papst Franziskus nicht wohl dabei. Einblicke in diese Zeit gewährt ein neues Buch mit Papstinterviews, das die Journalistin Anne Preckel gelesen hat.

Notiz eines Journalisten / © Melanie Trimborn (DR)
Notiz eines Journalisten / © Melanie Trimborn ( DR )

domradio.de: Papst Franziskus und die Journalisten. Ist das ein schwieriges Verhältnis oder ein eigentlich ganz gutes?

Anne Preckel (Redakteurin bei Radio Vatikan): So, wie wir ihn heute kennen, scheint das überhaupt kein schwieriges Verhältnis zu sein. Nichtsdestotrotz spricht der Papst in dem neuem Buch, einem Sammelband mit Gesprächen zwischen ihm und Journalisten, auch davon, dass er ganz zu Beginn seiner kirchlichen Karriere Angst vor Journalisten hatte.

Diese Angst hat er aber überwunden. Er zeigt sich heute als Papst, der das Interview, das Gespräch mit Journalisten als Dialog und als pastorales Instrument versteht und dies auch nutzt.

domradio.de: Das Buch "Adesso fate le vostre domande" ("Bitte stellen Sie jetzt Ihre Fragen") ist ein Sammelband, den der Papst zusammen mit dem Jesuiten Pater Antonio Spadaro herausgegeben hat. Wer ist das?

Preckel: Pater Antonio Spadaro hat selber schon mehrere Interviews mit dem Papst geführt. In der Tat finden sich auch Interviews von ihm in diesem Buch wieder. Es ist also ein Sammelband mit Gesprächen des Papstes, die schon publiziert wurden.

Neu ist eigentlich nur das Vorwort des Papstes, in dem er ganz offen über seinen Umgang mit Journalisten spricht und das Interview als Instrument definiert. Dies liegt ihm offensichtlich am Herzen. Man muss auch sagen, dass der Papst bis heute auch immer häufiger in Interviews zu hören ist.

Erst an diesem Mittwoch wurde in Italien bekannt, dass ab kommendem Mittwoch eine Fernsehsendung mit Papst Franziskus laufen wird. Das sind insgesamt neun Folgen. Diese Serie basiert auch auf einem Interview, das der Papst geführt hat. Man hat den Eindruck, das wird immer mehr. Wir Vatikan-Journalisten haben doch sehr häufig mit dieser Form des Dialogs zu tun.

domradio.de: Papst Franziskus gilt ja eigentlich als offener Mensch. Mit Journalisten geht er immer sehr freundlich um. In dem Buch gesteht er aber, dass es diese Zeit gab, in der er Angst vor Journalisten hat. Was war das für eine Zeit?

Preckel: Das war in seiner Zeit als Erzbischof in Buenos Aires, also noch vor seinem Pontifikat. Er schreibt, dass er diese Angst überwunden hat nachdem er mit den beiden Journalisten Francesca Ambrogetti und Sergio Rubin gesprochen hat.

Das war sozusagen der Auftakt seiner Interview-Tätigkeit. Daraus ist das Buch "El Jesuita" entstanden. Dabei hat er offensichtlich Vertrauen gefasst. Er sagt auch, dass für ihn dieses Vertrauen ganz wichtig sei. Es ist für ihn ein Gleichgewicht zwischen Umsicht - er ist sich schon bewusst darüber, dass er auch vorsichtig sein muss und überlegen muss, was er in solchen Interviews sagt - und dem Vertrauen zu den Menschen. Dafür steht er auch als Papst. Und er ist eben auch der Ansicht, dass die Kirche dieses Risiko eingehen sollte. Sie sollte sich mit den Menschen und ihren Sorgen ins Gespräch bringen und sich trauen, dies zu tun.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Papst Franziskus / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini ( dpa )
Quelle:
DR