Neues Institut erforscht Katholizismus-Boom bei jungen Franzosen

Tauf- und Firmanfragen deutlich gestiegen

Im deutschen Nachbarland gibt es einen Taufboom trotz Säkularisierung. Frankreichs religiöse Entwicklung steht im besonderen Fokus. Eine Beobachtungsstelle soll nun belastbare Zahlen zu den Entwicklungen liefern.

Symbolbild Jugendliche in Paris / © oneinchpunch (shutterstock)
Symbolbild Jugendliche in Paris / © oneinchpunch ( shutterstock )

Die Zahl der Tauf- und Firmanfragen ist in Frankreich zuletzt deutlich gestiegen. Viele Pfarreien berichten von einem wachsenden Interesse junger Menschen an den Sakramenten. Um diesen Trend genauer zu erforschen, wurde in Paris nun das "Observatoire du catholicisme" gegründet.

Das neue Beobachtungsinstitut soll fundierte Daten über die Entwicklung des Katholizismus in Frankreich erheben und diese sowohl der Öffentlichkeit als auch Kirche und Politik zur Verfügung stellen.

Getragen wird die Einrichtung von Laien, die das Institut privat finanzieren. Unterstützung kommt zudem von der Französischen Bischofskonferenz.

Zusammenarbeit mit Meinungsforschern

Initiiert wurde das Projekt von dem katholischen Publizisten Samuel Pruvot, der das Institut gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut IFOP ins Leben rief. Derzeit wird ein wissenschaftliches Komitee aufgebaut, in das weitere Expertinnen und Experten aus Soziologie, Theologie und kirchlicher Praxis eingebunden werden sollen. Außerdem sind Kooperationen mit Diözesen, kirchlichen Bewegungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen geplant.

"Frankreich erlebt eine Transformation, die sich auch im Katholizismus spiegelt", sagte Pruvot. Ziel des Instituts sei es, Diskussionen zu versachlichen und Entwicklungstendenzen einzuordnen.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)

Das Institut arbeite unabhängig und wolle objektive sowie wissenschaftlich abgesicherte Informationen bereitstellen.

"Katholizismus lässt sich nicht auf Zahlen reduzieren, aber sie helfen, Entwicklungen zu erkennen und pastoral darauf zu reagieren", erklärte Pruvot.

Eine erste Studie des Instituts zeigt: 76 Prozent der Bevölkerung Frankreichs sind getauft, bei den 18- bis 24-Jährigen liegt die Quote bei 42 Prozent. Lediglich zwei Prozent der französischen Katholiken besuchen regelmäßig die Sonntagsmesse. 41 Prozent der Franzosen geben an, an Gott zu glauben. Vor wenigen Jahren hatte noch mehr als die Hälfte diese Frage bejaht.

Kirchenfinanzierung in Frankreich

Seit der strikten Trennung von Staat und Kirche 1905 erhält die Kirche im katholisch geprägten Frankreich keinerlei staatliche Zuschüsse mehr; sie ist allein auf die Spenden von Gläubigen angewiesen. Priester und Bischöfe bekommen monatlich rund 950 Euro, von denen teils noch Unterkunft und/oder Verpflegung zu bestreiten sind.

Ein Ausflugsboot fährt über die Seine an der Kathedrale Notre-Dame in Paris vorbei / © Corinne Simon (KNA)
Ein Ausflugsboot fährt über die Seine an der Kathedrale Notre-Dame in Paris vorbei / © Corinne Simon ( KNA )
Quelle:
KNA