Neue Kardinäle an Pfingsten?

Überraschungen möglich

Am Samstag findet in Rom ein Konsistorium statt, bei dem sich Kardinäle mit dem Papst versammeln, um bestimmte Dinge zu beraten. Diesmal geht es um einige Heiligsprechungen, aber auch manche Überraschung könnte dabei sein.

Papst Franziskus leitet ein ordentliches Konsistorium mit den Kardinälen / © L'osservatore Romano (dpa)
Papst Franziskus leitet ein ordentliches Konsistorium mit den Kardinälen / © L'osservatore Romano ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie läuft denn so ein Konsistorium mit den Kardinälen ab?

Jan Hendrik Stens (Theologie-Redaktion): Es handelt sich um ein sogenanntes „ordentliches öffentliches Konsistorium“, bei dem einige Fälle von Heiligsprechungen beraten werden und am Ende Papst Franziskus die Entscheidung trifft. An diesem Konsistorium nehmen im Regelfall nur die Kurienkardinäle teil. Diese treffen sich mit Papst Franziskus im Apostolischen Palast, beten zunächst die Terz, also eine Einheit aus der Stundenliturgie der Kirche und beginnen danach mit ihren Beratungen.

DOMRADIO.DE: Auf der Tagesordnung stehen Beratungen über die Heiligsprechungen von insgesamt sechs Personen. Welche sechs sind das?

Stens: Die bekanntesten beiden Personen sind Papst Paul VI. und der Erzbischof von San Salvador, Oscar Romero. Beide wurden bereits von Papst Franziskus seliggesprochen. Mit dabei ist aber auch die aus dem Westerwald stammende Maria Katharina Kasper, die Gründerin der "Dernbacher Schwestern" sowie zwei weitere Ordensgründer und ein Diözesanpriester, alle aus Italien und Spanien.

DOMRADIO.DE: Die Heiligsprechungen von Oscar Romero und Papst Paul VI. kommen nur wenige Jahre nach deren Seligsprechungen. Handelt es sich hier um besondere Wunschkandidaten des Papstes?

Stens: Bei Oscar Romero gab es bereits im Seligsprechungsprozess die Frage zu klären, ob die Umstände seines Todes politisch motiviert waren oder ob sie die Kriterien eines Martyriums erfüllten. Das zog den Prozess recht lange hin. Das Eintreten Romeros für soziale Gerechtigkeit und politische Reformen dürften den Zuspruch des aus Lateinamerika stammenden Papstes finden. Außerdem hat er ja auch in ungewohnter Weise den Weihbischof von San Salvador, Gregorio Rosa Chávez, zum Kardinal ernannt. Dieser ist Ziehsohn und Sachwalter des Erbes von Romero. Bei Paul VI. dürften es in erster Linie die Umsetzungen der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils und da das neue Verhältnis zu den christlichen Konfessionen und anderen Religionen sein, weshalb Franziskus die Heiligsprechung vorantreibt. Die Seligsprechung Pauls VI. fand ja bekanntlich zum Ende der von allen mit Spannung verfolgten Familiensynode 2015 statt.

DOMRADIO.DE: Dann wird ja auch noch gemunkelt, Papst Franziskus könnte jetzt zu Pfingsten neue Kardinäle ernennen. Ist da was dran?

Stens: Das ist nicht auszuschließen, dass während oder nach dem Konsistorium neue Kardinäle bekannt gegeben werden. Die Höchstzahl der wahlberechtigten Kardinäle, also derer, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, darf nie höher sein als 120. Ende Juni, also wenn das nächste Konsistorium ansteht, werden mindestens sechs Plätze frei sein. Das macht es nicht unwahrscheinlich, dass es hier zu einigen Ernennungen kommen wird. Und das wird natürlich spannend, weil Franziskus ja im Kardinalskollegium kräftig umbaut und den europäischen Anteil immer stärker reduziert.


Quelle:
DR