Neue Gedenktafel in Dachau erinnert an Märtyrer Gerlich und Meier

Erinnerung wachhalten

Aus christlicher Überzeugung stellten sich Fritz Gerlich und Wolfgang Meier gegen die Nazis. Eine neue Gedenktafel in der KZ-Gedenkstätte Dachau soll die Erinnerung an sie und den hohen Preis ihres Einsatzes wachhalten.

KZ-Gedenkstätte Dachau / © Jörg Koch (KNA)
KZ-Gedenkstätte Dachau / © Jörg Koch ( KNA )

In der KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert eine neue Gedenktafel an die beiden Märtyrer und NS-Opfer Fritz Gerlich und Wolfgang Meier. Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising und damit Stellvertreter von Erzbischof Reinhard Marx, segnete die Tafel nach Angaben der diözesanen Pressestelle am Mittwoch. 

Gerlich und Meier "haben den Mut aufgebracht, ihrer inneren Überzeugung treu zu bleiben und sich dem NS-Regime zu widersetzen", sagte Klingan laut Manuskript. "Ihr christlicher Glaube war dabei eine wichtige Quelle ihrer inneren Kraft." Beide seien "Vorbilder im Glauben".

Fritz Gerlich / © N.N. (KNA)
Fritz Gerlich / © N.N. ( KNA )

Auf der Tafel steht das Bibelwort "Herr, du Gott meiner Rettung, am Tag und in der Nacht schrei ich vor dir. Lass mein Bittgebet vor dein Angesicht kommen, neige dein Ohr meinem Rufen", wie es heißt. Sie erinnert namentlich an Gerlich und Meier sowie "an alle Opfer aus dem Erzbistum München und Freising während der Zeit des Nationalsozialismus". Von Gerlich und Meier könne man für die Herausforderungen der Gegenwart lernen, so Klingan: "Aus der Geschichte lernen bedeutet, wach und hellsichtig zu sein, wenn Menschen zu Opfern gemacht werden."

Seligsprechungsprozess läuft

Fritz Gerlich (1883-1934) wirkte in den 1920er Jahren als Chefredakteur der "Münchner Neuesten Nachrichten", der Vorgängerin der "Süddeutschen Zeitung". Ab 1930 arbeitete er an seinem eigenen Blatt "Illustrierter Sonntag", später "Der gerade Weg". Er wandte sich aus christlicher Überzeugung scharf gegen Adolf Hitler und dessen Partei NSDAP. 1934 wurde er in das Konzentrationslager Dachau gebracht und dort kurz nach seinem Eintreffen erschossen. Münchens Kardinal Reinhard Marx hat 2017 den Seligsprechungsprozess für Gerlich eröffnet.

KZ-Gedenkstätte Dachau / © Julia Steinbrecht (KNA)
KZ-Gedenkstätte Dachau / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Bauer Wolfgang Meier (1878-1945) aus Oberbayern versteckte den im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiven Jesuitenprovinzial Augustin Rösch. Im Februar 1945 stürmte die Gestapo Meiers Hof und nahm unter anderen Rösch und zwei weitere Geistliche, die zu Gast waren, fest. Die Priester wurden nach Berlin gebracht, Meier kam ins KZ Dachau. Dort starb der Bauer am 22. Februar 1945 laut offizieller Darstellung an Typhus; die Geistlichen überlebten die Nazi-Zeit.

Wolfgang Meier ist als Glaubenszeuge in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

Was ist ein Märtyrer?

Der Begriff Märtyrer heißt übersetzt Zeuge. Die Christen der ersten Generationen legten, nachdem sie den Glauben angenommen hatten, Zeugnis von Jesus Christus ab, zunächst durch Worte und in der Verkündigung, durch die Unterweisung und in der Predigt. In der Mitte des 2. Jahrhunderts, als Christen wegen ihrer Zeugenschaft im römischen Reich verfolgt wurden, wurde der Begriff Märtyrer genauer gefasst. Alle wegen ihres Glaubens hingerichteten Christen hießen nun Märtyrer.

Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Quelle:
KNA