Netzwerk Diakonat der Frau hofft auf Bewegung bei Weltsynode

"Natürlich fordern wir das ganze Amt"

Trotz aller Widerstände hält die neue Vorsitzende des "Netzwerks Diakonat der Frau" an der Forderung nach Weiheämtern für Frauen fest. Jutta Mader-Schömer hofft auf "eigene Dynamiken" bei der Weltsynode kommende Woche.

Eine Diakonstola / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Diakonstola / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Warum sind Sie sich so sicher, dass es allerhöchste Zeit ist, Frauen zu Diakoninnen zu weihen? 

Frauen als Diakoninnen?  (KNA)
Frauen als Diakoninnen? / ( KNA )

Dr. Jutta Mader-Schömer (Neue Vorsitzende des "Netzwerks Diakonat der Frau"): Weil es immer noch viele Frauen gibt, die die tiefe Sehnsucht und den Wunsch haben, sich auf diese Weise in der Kirche zu engagieren. Sie wollen dazu beitragen, dass das Reich Christi, dass das Reich Gottes auf Erden auch durch sie mit unterstützt wird.

Diese Frauen immer wieder zurückzuweisen und zu kränken, ist nicht gut. Der Kirche täte es gut, diesen diakonischen Zug zu stärken, den Grundvollzug des Diakonischen auch durch weibliche Diakone spürbarer und erfahrbarer für die Menschen zu machen.

DOMRADIO.DE: Manche Frauen sagen, man sollte gleich das Ganze fordern, gleich auf die Priesterinnenweihe zielen und sich nicht mit dem Diakonat "abspeisen" lassen. Was sagen Sie dazu?

Mader-Schömer: Ich glaube, das ist ein großes Missverständnis, weil Diakon auch eine erste Weihestufe auf dem Weg zum Priesteramt ist. Das ist ein Wort mit zwei Bedeutungen. Es sind aber unterschiedliche Berufungen.

Dr. Jutta Mader-Schömer

"Natürlich fordern wir das ganze Amt, das ist ganz klar."

Das sehen wir auch bei den Männern, wo es Priester und Diakone gibt. Was unsere Teilnehmerinnen des Diakonatkurses zutiefst wünschen, ist die Zuwendung zu den Menschen, zudem durch die Weihe kirchlich anerkannt und beauftragt zu werden und deutlich zu machen, dass das ein Wesenszug der Kirche ist. Natürlich fordern wir das ganze Amt, das ist ganz klar.

DOMRADIO.DE: Warum hat man in Ihren Augen in Rom offenbar große Angst vor Veränderungen gerade in diesem Bereich?

Mader-Schömer: Ganz ergründen werden wir das sicher nicht können. Ich denke, Veränderung macht immer Angst. Etwas, was man gewohnt ist, neu bedenken zu sollen und dann auch noch so bedenken zu sollen, dass es anderen Wege öffnet, könnte ein Problem sein.

Dr. Jutta Mader-Schömer

"Aber wer immer nur mit einem Ruder rudert, der kommt nicht vom Fleck, der dreht sich im Kreis."

Ich finde das schwierig, weil ihnen ja nichts weggenommen werden soll. Es wird und soll weiterhin männliche Priester und Diakone geben. Aber wer immer nur mit einem Ruder rudert, der kommt nicht vom Fleck, der dreht sich im Kreis.

Eine Teilnehmerin bei der Mitgliederversammlung hat es auf den Punkt gebracht. Sie sagte, sie empfindet das als eine Amputation, als eine Sünde am Leib Christi, wenn Frauen weiterhin das Amt vorenthalten wird.

DOMRADIO.DE: Immer wieder behaupten Gegner der Frauenweihe, dies sei eine rein deutsche, zumindest eine rein europäische Forderung. Das erleben Sie ganz anders, oder?

Mader-Schömer: Das ist zum Beispiel auch im Papier des Synodalen Weges ganz deutlich beschrieben, dass das die Weltkirche fordert. Vor der Amazonas-Synode war das eine klare Forderung. Es wurde auch von vielen kontinentalen Bischofskonferenzen in die Papiere geschrieben, die zur Weltsynode vorbereitet wurden.

Auch in Leipzig beim Kongress "Gottes starke Töchter" wurde es von Frauen aus allen Erdteilen klar adressiert. Zu sagen, dass wir Deutschen da einen Sonderweg möchten, ist schlichtweg nicht wahr.

DOMRADIO.DE: Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die Weltsynode, die Anfang Oktober in Rom startet?

Dr. Jutta Mader-Schömer

"Wir schauen, was sich bewegt. Manchmal haben solche Versammlungen auch ganz eigene Dynamiken."

Mader-Schömer: Mit gespannter Erwartung. Wir schauen, was sich bewegt. Manchmal haben solche Versammlungen auch ganz eigene Dynamiken. Von unseren deutschen Bischöfen erwarte ich, dass sie sich an das Votum des Synodalen Wegs halten, wie es in Nummer acht des Papiers zu "Frauen in Ämtern" beschrieben ist.

Ich erwarte, dass sie sich auf gesamtkirchlicher Ebene und bei der Weltsynode für die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonat einsetzen. Und zwar für alle Teilkirchen, die aufgrund ihrer pastoralen Situation wünschen, dass es unterschiedliche Geschwindigkeiten geben darf.

Aber ich erwarte von den Bischöfen, dass sie dieses klare Votum des Synodalen Wegs in Deutschland auch mit nach Rom nehmen und sich dort dafür stark machen.

Das Interview führte Hilde Regeniter. 

Netzwerk Diakonat der Frau

Beharrlichkeit führt zum Ziel - das scheint ein Leitmotiv des "Netzwerk Diakonat der Frau" zu sein. Bereits zum dritten Mal seit 1999 hat dieser Zusammenschluss aus bundesweit über 200 Einzelpersonen und 50 Initiativen zur Förderung des sakramentalen Diakonats der Frau einen Diakonatskreis organisiert, eine Fortbildung, mit der Frauen für diakonische Leitungsfunktionen qualifiziert werden sollen. Im Fokus des Netzwerks: Aufgabenbereiche und Weihe.

Pastoralreferentin - eine Frau im weißen liturgischen Gewand / © Harald Oppitz (KNA)
Pastoralreferentin - eine Frau im weißen liturgischen Gewand / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Quelle:
DR