Netzwerk Asyl befürwortet Verbleib des kurdischen Paares

"Ein gutes Zeichen"

Das kurdische Ehepaar, das die Behörden aus einem Kirchenasyl im Kreis Viersen geholt hatten, muss nicht nach Polen zurück. Der Protest war ein Erfolg, findet Tom Brandt vom Ökumenisches Netzwerk Asyl in der Kirche in NRW.

Symbolbild Kirchenasyl / © Markus Linn (KNA)
Symbolbild Kirchenasyl / © Markus Linn ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie bewerten Sie diesen Rückzieher des Landes quasi in letzter Minute? Woher kommt die Kehrtwende? 

Tom Brandt (Ökumenisches Netzwerk Asyl in der Kirche in NRW e.V.): Es ein wichtiges und gutes Zeichen für das Kirchenasyl insgesamt, aber auch die Idee einer humanen und gerechten Asylpolitik. Es ist natürlich auch extrem wichtig für das Ehepaar. Soweit wir das richtig mitgekriegt haben, war das primär auch ein Wink der Bürgermeisterin von Viersen, die angewiesen hat, dieses Verfahren einzustellen und die Abschiebung zu stoppen. 

DOMRADIO.DE: Sie vom Netzwerk Asyl in der Kirche hatten den Bruch des Kirchenrechts als absolut ungewöhnlich, unangemessen, unmenschlich angeprangert. Hat auch die öffentliche Empörung am Ende bewirkt, dass die beiden Betroffenen doch nicht zurück nach Polen mussten?

Tom Brandt

"Der Protest ist auch auf eine breite zivilgesellschaftlichen Unterstützung getroffen."

Brandt: Wir denken auf jeden Fall. Es war schon ein klares Zeichen dafür, dass das Vorgehen der Ausländerbehörde in diesen Fall als inakzeptabel zu sehen ist und auch als solches eingestuft und bewertet wurde. Der Protest ist auch auf eine breite zivilgesellschaftlichen Unterstützung getroffen. 

Protest gegen Bruch des Kirchenasyls / © Jan Niklas Collet (Kirchenasyl)
Protest gegen Bruch des Kirchenasyls / © Jan Niklas Collet ( Kirchenasyl )

DOMRADIO.DE: Welche Rolle kann es denn gespielt haben, dass die Frau beim ersten Versuch einer Abschiebung einen psychischen Zusammenbruch erlitten hat? 

Brandt: Es hat sicherlich auch eine Rolle gespielt, weil es darstellt, unter was für einen Druck diese Menschen stehen. Und auch, wie groß die Angst vor einer Abschiebung tatsächlich war und ist. Ich finde aber man muss reagieren und handeln, bevor so etwas drastisches wie ein Zusammenbruch passiert.

DOMRADIO.DE: Denken Sie denn, dass der Viersener Fall jetzt abschreckende Wirkung haben könnte, dass also Behörden künftig mehr davor zurückschrecken werden, ein Kirchenasyl zu räumen? 

Brandt: Ja, es wäre wünschenswert, dass man vor und in solchen Situationen miteinander spricht und sich die Sachlage auch genau anguckt, bevor man einfach handelt.

DOMRADIO.DE: Sehen Sie sich denn jetzt bestätigt in Ihrem Engagement für Asyl in Ihrer Kirche? 

Tom Brandt

"Daraus entwickelt sich die Haltung, dass da etwas passieren muss und wir die Menschen dabei unterstützen müssen."

Brandt: Ich glaube, das wäre der falsche Ausdruck. Ich glaube nicht, dass wir durch eine Ation wie diese die Bestätigung brauchen. Uns motiviert es in unserer Arbeit mit den Geschichten, mit den Erlebnissen der geflüchteten Menschen konfrontiert zu sein, mit ihnen zu sprechen und sich anzuhören und anzuschauen, was ihnen in den jeweiligen Ländern passiert ist. Daraus entwickelt sich die Haltung, dass da etwas passieren muss und wir die Menschen dabei unterstützen müssen.

Das Interview führte Hilde Regeniter. 

Abschiebung nach Räumung von Kirchenasyl in NRW abgesagt

Die geplante Abschiebung eines kurdischen Ehepaars, das die Behörden unangekündigt aus einem Kirchenasyl in Nordrhein-Westfalen geholt hatten, ist abgesagt. In Viersen hatte am Freitag eine Protestaktion stattgefunden.

Junger Mann mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Kirchenasyl". / © Harald Oppitz (KNA)
Junger Mann mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Kirchenasyl". / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR