Nahostkirchenrat ruft zu kirchlicher Hilfe für Libanon auf

"Letzte Hoffnung zerstört"

Der Kirchenrat des Nahen Ostens(MECC) hat Kirchen in der Welt und ihre Partner zur Unterstützung für die zerstörte Stadt Beirut und ihre verzweifelten Menschen aufgerufen. 

Das Gebiet am Ort der verheerenden Detonation im Hafen Beiruts / © Marwan Naamani (dpa)
Das Gebiet am Ort der verheerenden Detonation im Hafen Beiruts / © Marwan Naamani ( dpa )

"Die jüngste Explosion hat die letzte Hoffnung des libanesischen Volkes zerstört, ohne externe Hilfe aus der Krise herauszukommen", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Aufruf. Beirut brauche heute dringend Freunde und Unterstützer.

Der Wiederaufbau allein sei nicht ausreichend, schreibt der MECC weiter. Es sei vielmehr nötig, "den Menschen, der durch den Schrecken des Bösen und seine zerstörerischen Auswirkungen verletzt wurde, 'wiederaufzubauen'". Der soziale Zusammenhalt zwischen den Menschen in Beirut müsse ebenso wiederhergestellt werden wie Zusammenleben, Freude, Literatur und Kunst "weit ab von politischen Quoten und sektiererischem Extremismus".

Die MECC-Mitgliedskirchen in Nahost rief der Rat auf, den spirituellen Führern dabei zu helfen, ihren menschlichen, moralischen und spirituellen Verantwortungen nachzukommen. Darüber hinaus sei "jeder Akt der Großzügigkeit" auch von Staaten, internationalen Einrichtungen und Einzelpersonen von großem menschlichem Wert.

Sechs Grundprinzipien

Der MECC formuliert in seinem Aufruf sechs Grundprinzipien des Wiederaufbaus von Beirut, darunter die Würde des Menschen als Abbild Gottes, die "alle Ränge und Souveränitäten überschreitet". Ferner sei es ein Grundrecht der Opfer und aller Libanesen, die Wahrheit zu enthüllen und die Verantwortlichen zu identifizieren, um so eine Wiederholung der Tragödie zu verhindern. Die Grundbedürfnisse der Menschen nach Sicherheit, Arbeit, Nahrung, Medizin und Bildung gelte es sicherzustellen sowie einen "vernünftigen und klugen Umgang mit Pluralismus und Vielfalt" zu finden, der Religionsfreiheit und Meinungsverschiedenheiten wahre.

Ferner forderte der MECC die rasche Sanierung Beiruts sowie die Schaffung eines soliden politischen Systems im Libanon. Dieses dürfe "weder auf Korruption als Mittel zur Ausübung von Macht noch auf Verarmung und Hunger des Volkes als Mittel zur Anhäufung von Wohlstand" noch auf Gewalt beruhen, um jene zum Schweigen zu bringen, die ihre legitimen Rechte geltend machen.

Trotz der zahlreichen Tragödien habe Beirut nie seine Türen für Flüchtende geschlossen, sondern sie mit offenen Armen empfangen und sei so "ein globales Zentrum für Zivilisation, Kunst, Kultur, Bildung, Heilung und Tourismus" geworden.


Nach der schweren Explosion in Beirut - Proteste / © Marwan Naamani (dpa)
Nach der schweren Explosion in Beirut - Proteste / © Marwan Naamani ( dpa )
Quelle:
KNA
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