Nahost-Synode beginnt – domradio.de überträgt Auftaktmesse live

Börse der Inspiration

Unter dem Motto „Die katholische Kirche im Nahen Osten: Gemeinschaft und Zeugnis“ stehen ab Sonntag in Rom erstmals die orientalischen Kirchen auf der Tagesordnung einer ganzen Synode. Das zweiwöchige Weltbischofstreffen beginnt um 9.30 Uhr mit einer Papstmesse im Petersdom. domradio.de überträgt den Gottesdienst live in Bild und Ton im Internet.

Autor/in:
Andrea Krogmann
 (DR)

Die Situation der Christen in den verschiedenen Ländern des Nahen Ostens scheint kaum vergleichbar. Doch zumindest ähneln sich die Schwierigkeiten der Kirchen des Orients. Es mangelt an Religionsfreiheit, die Zeiten sind politisch unsicher und die wirtschaftlichen Probleme groß. Innerkirchlich bemühen sie sich um mehr Zusammenarbeit und Einheit und wollen vom Westen wahrgenommen werden. Entsprechend groß sind die Erwartungen an das Bischofstreffen in Rom.



Pierbattista Pizzaballa, Oberer der Franziskaner im Heiligen Land, erklärte, er habe "sehr große Erwartungen". Der melkitisch-katholische Erzbischof von Akko, Elias Chacour, meint, schon die Tatsache, dass der Heilige Vater eine Synode für die Bischöfe des Nahen Ostens einberufe, sei ein Signal. Damit sei ein Scheinwerfer auf die physische und spirituelle christliche Präsenz im Orient gerichtet.



Delegierte der sieben katholischen Kirchen des Orients werden bis 24. Oktober in Rom zusammenkommen: Vertreter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, der chaldäisch-katholischen, der koptisch-katholischen und der maronitischen Kirche sowie der syrisch-katholischen, der melkitischen griechisch-katholischen und der armenisch-katholischen Kirche. Dazu kommen Beobachter der nichtkatholischen Kirchen der Region und einige Vertreter von Islam und Judentum.



Die verschiedenen Riten sollen kein Hindernis sein

"Gemeinschaft und Zeugnis" lautet das Thema des Treffens, das den Nerv der katholischen Ostkirchen zu treffen scheint. Das Gruppendenken und die oft mangelnde Offenheit bezüglich der Universalkirche behinderten ein geschlossenes Auftreten, kritisiert der aus der Schweiz stammende Bischof für Arabien, Paul Hinder. Mehr als ein halbes Dutzend katholische Ostkirchen bedeuteten zwar "kulturellen Reichtum" - aber sie behinderten auch die "wirkungsvolle Handlungsfähigkeit".



Dass die Synode auf eine größere Einheit zielen müsse, glaubt auch Patriarchalvikar David Neuhaus. Die verschiedenen Riten sollten kein Hindernis sein, meint der Vertreter der etwa 500 hebräischsprachigen Katholiken in Israel, ein sehr kleiner Teil der katholischen Christen des Orients. Weil seine Gemeinschaft nur eine "marginale Rolle" spiele, habe er kaum eigene Erwartungen an die Synode.



Chacour kritisierte, im Westen fehle die Anerkennung für die Präsenz der orientalischen Christen. "Das bereitet uns große Mühe", so der Erzbischof, der als Melkit die größte Gruppe vertritt. Viele, so beklagt er, sähen nur die Heiligen Stätten. Das solle die Synode ändern, indem sie die "Kirchen des Orients stärker ins Licht der Weltöffentlichkeit bringt". Doch sie soll noch mehr: Sie soll vor allem zu einer realistischen Bestandsaufnahme führen und die Augen öffnen für einen Ausweg aus dem Ballast der Jahrhunderte.



"Ein Lehrstück im Umgang etwa mit dem Islam"

Viele Gemeinsamkeiten trotz zahlreicher Unterschiede - genau in dieser Ausgangslage sieht Kustos Pizzaballa ein großes Risiko für den Erfolg der Synode. Es bestehe die Gefahr, sich an den Unterschieden aufzuhalten, und dann "gehen wir vielleicht nicht tief genug", fürchtet er. Für Hinder ist dagegen klar, dass die Synode zwar "eine Börse der Inspiration" sein könne. Die wirklichen Schritte zur Erstarkung der Kirche im Nahen Osten müssten aber vor Ort geschehen und erforderten viel solide Nacharbeit.



In einer Sache sind sich die verschiedenen Vertreter der Katholiken im Nahen Osten allerdings schon einig: Die Christen des Orients haben dem Westen und der Weltkirche etwas zu sagen. Die alteingesessenen Kirchen könnten der "oft etwas zu traditionsvergessenen und schnelllebingen Weltkirche eine heilsame Mahnung sein", meint Paul Hinder. Zudem böten die christlichen Kirchen durch ihre Nähe zu anderen Religionen "ein Lehrstück im Umgang etwa mit dem Islam und mit dessen Verständnis".