Nachwuchs für Kölner Domchöre aufgenommen

"Ein Zeichen, dass es weitergeht"

An diesem Sonntag wurden neue, junge Sängerinnen und Sänger der Kölner Domchöre aufgenommen. Für Domkapellmeister Eberhard Metternich ist es ein hoffnungsvolles Zeichen. Denn in Zeiten von Corona musste der Chor auch Federn lassen.

Domchöre bekommen Verstärkung / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domchöre bekommen Verstärkung / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE Wie viel Neue gibt es denn, die den Dom in Zukunft mit ihrem Gesang füllen dürfen? 

Eberhard Metternich (Leiter der Dommusik): Wir haben eine Gruppe von 34 Mädchen und 19 Jungs, die feierlich in die Chöre am Kölner Dom aufgenommen werden.

Domkapellmeister Metternich am Heiligabend in der Philharmonie (Archivbild). / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domkapellmeister Metternich am Heiligabend in der Philharmonie (Archivbild). / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Bewegt sich das immer so in dem Rahmen? 

Metternich: Ja, bei den Mädchen sind es eher viel, also über 30 ist viel. Und 19 ist eher ein bisschen wenig. Die Mitte liegt bei 25, aber manchmal ist das mal mehr und mal weniger. 

DOMRADIO.DE: Ist es wegen der Corona-Pandemie schwieriger, neue Jungen und Mädchen für die Chöre gewinnen zu können? 

Metternich: Man muss bedenken, dass die, die heute aufgenommen werden, schon eine mehrjährige Vorbereitungszeit hinter sich haben. Die sind eigentlich schon vor zwei oder drei Jahren zu uns gestoßen, meistens indem sie in der Kölner Domsingschule ausgebildet werden. Die sind jetzt im vierten Schuljahr. Wenn sie einmal in der Schule sind, läuft quasi die Ausbildung. Da baut sich sukzessive ein Teil auf den anderen auf und dann bleiben die Kinder auch.

Was momentan schwieriger ist, ist Nachwuchs für die Kleinsten zu bekommen. Das ist eindeutig unter anderem ein Einfluss der Pandemie.

DOMRADIO.DE: Was motiviert denn die neuen Chor-Mitwirkenden, sich im Chor zu engagieren? Oder wie können Sie diese motivieren? 

Metternich: Zunächst einmal ist es einfach die Liebe zum Singen und zur Musik und das merkt man bei allen. Wenn sie singen und noch mehr wenn sie gemeinsam singen. Das ist ja auch bei vielen unterschiedlich: Einige singen vielleicht lieber für sich alleine, andere gehen auf in der Gemeinschaft. Das war im letzten Jahr eine nicht so ganz einfache Sache, weil wir stellenweise mit vielen oder großen Abständen singen mussten und da konnte sich dieses Gemeinschaftsgefühl nicht so einstellen.

Aber als im letzten Herbst nach den Sommerferien die Abstände geringer werden durften, hat man gemerkt, was das insgesamt für ein Zug gibt und dass sie sich mehr als Gruppe fühlen. Das motiviert natürlich wieder. 

DOMRADIO.DE: Eine gewisse Disziplin gehört im Chor auch dazu. Aber neben dieser ganzen Professionalität geht es auch um Spaß, oder? 

Metternich: Ich staune immer, wenn man die Kinder im Dom sieht oder auch auf DOMRADIO.DE bei den Live-Übertragungen, wie sehr die Kinder wissen, jetzt kommt es drauf an, jetzt muss es laufen. Aber was meinen Sie, was vorher und nachher los ist? Das können Sie sich manchmal nicht vorstellen. Es sind dann ganz normale Kinder und die gehen auch mir manchmal auf den Geist, weil sie einfach nicht ruhig werden wollen. 

DOMRADIO.DE: Wie ist das denn in den Proben? Gibt es da irgendwelche Spielchen, um sich vielleicht noch ein bisschen körperlich auszutoben und das dann tatsächlich Konzentration herrscht, wenn es ums Singen geht? 

Metternich: So spezielle Übungen haben wir da nicht. Aber das ist einfach die allgemeine Atmosphäre. Ich habe persönlich das Problem, dass die Proben der Gruppe, die jetzt aufgenommen wird, bisher immer so lagen, dass die Jungs gerade unmittelbar vorher Fußball gespielt haben. Die kommen also direkt vom Fußballfeld. Sie haben draußen in der Schule ein Fußballfeld und sind noch total rot und verschwitzt. Da muss ich sie erst mal schicken, das sie sich immer erst das Gesicht und die Hände waschen und sie dann allmählich runterkommen. Das sind so die ganz alltäglichen Dinge, mit denen wir uns auch beschäftigen müssen. 

DOMRADIO.DE: Ist dieses Willkommen heißen der neuen Sängerinnen und Sänger, dass heute im Hochamt hier im Kölner Dom stattfindet, für Sie ein besonderer Moment in ihrer Arbeit?

Metternich: Das war schon vor Corona so, denn das ist eine der wenigen Momente, wo der Märchenchor und der Knabenchor gemeinsam singen. Und wir haben dazu noch eine Messe eines französischen Komponisten mit beiden Domorgeln. Da fährt die Dommusik fast alles auf, was sie hat, und das ist eindrucksvoll genug. Aber im letzten Jahr ist das natürlich ausgefallen, weil wir gerade zu dieser Zeit im Lockdown waren.

Das jetzt wieder zu erleben, ist einfach ein ganz besonderer Moment. Es ist vor allem ein Zeichen der Hoffnung, dass es weitergeht bei uns. Denn gerade die Chöre, die auf die Kinder und Jugendlichen bauen, die brauchen ständig Nachwuchs. Beim Knabenchor wird das oft noch deutlicher als beim Märchenchor. Da muss man auch sagen: Da hat der Chor in der Corona-Pandemie auch Federn lassen müssen.

Das Interview führte Jann-Jakob Loos.

Wer kann in den Domchören mitsingen?

Nicht nur Kinder, die die Kölner Domsingschule besuchen, können Mitglied in den Domchören werden. Auch die Schüler anderer Grundschulen sind der Kölner Dommusik mit Sitz in der Lindenthaler Clarenbachstraße willkommen. Einzige Voraussetzung ist allein die Freude am Singen.

Dazu bieten die Chorleiter, Domkapellmeister Eberhard Metternich und Domkantor Oliver Sperling, sowie der Leiter der Musikschule der Kölner Dommusik, Joachim Geibel, in den sogenannten Vorchören ein musikpädagogisches Programm für Mädchen und Jungen ab dem ersten Schuljahr an.

Quelle:
DR
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