Nachrichtenarchiv 01.01.2004 00:00

Hotel Metropol. Ankunft

 (DR)

Wien 1944. Hotel Metropol am Morzinplatz. Ehemals ein Luxushotel. Seit 1938 Gestapozentrale. Früh morgens werden die Opfer aus ihren Wohnungen geholt, um dorthin gebracht zu werden. So auch die Verdächtige Lilly Winter. Die Gestapo bringt sie zum Verhör. Zu Wolf Manhardt, einem Gestapo-Mann, der nur vom Schreibtisch aus tätig ist. Kein Schlägertyp. Ein Psychologe. Ein Experte der psychologischen Folter. Meinhardt will über Lilly Winter an ihren Freund und Widerstandskämpfer Sigi herankommen. Die schöne lebenslustige Frau zieht ihn an.  Trotz Haft und Verhör entwickelt sich eine Beziehung zwischen Täter und Opfer. Denn Wolf ist, wie viele NS-Täter, ein erschreckend normaler Mensch.  
„Ankunft“ von Fritz Lehner ist kein leichter Lesestoff. Das kann ein Roman über die Geschichte des Hotel Metropol während der Nazizeit auch gar nicht sein. Zudem, weil die Erzählung dem Anspruch des Autors gerecht wird, das Hotel Metropol in der Fan-tasie des Lesers wieder aufzubauen. Das riesige Gebäude mit unzähligen Zimmern, Türenschlagen, Stiefelknallen und den Keller mit den Klopfzeichen der Gefangenen. Das Gebäude steht heute nicht mehr. Und der Ort und das schreckliche Geschehen sind kaum mehr im Bewusstsein der Bevölkerung. Nur ein Gedenkstein erinnert an die Opfer. Grund genug für ein Buch wie die „Ankunft“ von Fritz Lehner, das die Geschichte des Ortes wieder Erinnerung ruft und sein Gedächtnis bewahrt.
Teil 1 der Trilogie "Hotel Metropol".