Nach Mord an Pfarrer: Gewalt gegen Christen hält an

Religionsunruhen in Indonesien

Nach dem Mord an einem evangelischen Pfarrer in der indonesischen Provinzhauptstadt Palu hält die Gewalt an. Wie die römische Pressedienst asianews berichtete, detonierte am Montagnachmittag eine Bombe in der hauptsächlich von Christen bewohnten Ortschaft Kayamanya in Zentral-Sulawesi.

 (DR)

Nach dem Mord an einem evangelischen Pfarrer in der indonesischen Provinzhauptstadt Palu hält die Gewalt an. Wie die römische Pressedienst asianews berichtete, detonierte am Montagnachmittag eine Bombe in der hauptsächlich von Christen bewohnten Ortschaft Kayamanya in Zentral-Sulawesi. Über die Zahl der Opfer gab es zunächst keine Angaben. Am Montag hatte der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder die Verfolgung von Christen als großes "Menschenrechtsproblem der Gegenwart" bezeichnet.

Mord nach Kritik
Kirchen und muslimische Organisationen verurteilten gemeinsam mit Menschenrechtsgruppen die Ermordung von Pfarrer Irianto Kongkoli und verlangten Aufklärung über die Drahtzieher der anhaltenden Gewalt. Der 40-jährige Geistliche war am Morgen von Unbekannten beim Einkaufen erschossen worden. Kongkoli hatte nach Angaben von asianews zuvor die Hinrichtung von drei als Aufrührern verurteilten Katholiken offen kritisiert.

Auch die Provinzregierung geht laut dem Pressedienst von einem Zusammenhang zwischen dem Todesurteil und dem Mordfall aus. Die Erschießung der militanten Katholiken am 22. September hatte landesweit teils gewaltsame Proteste ausgelöst.

Bischöfe fordern Untersuchungskommission für Unruhen
Ein Vertreter der Indonesischen Bischofskonferenz forderte dem Pressedienst zufolge die Einrichtung einer unabhängigen Untersuchungskommission für die anhaltenden Unruhen. Ohne entsprechenden Nachdruck seitens der Zentralregierung in Jakarta werde keine Ordnung in der Region einkehren, sagte der Geistliche.

In Zentral-Sulawesi, wo Muslime und Christen etwa gleich stark vertreten sind, kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu gewaltsamen Konflikten zwischen den beiden Religionsgruppen. Vor allem in den Jahren 2000 und 2001 kamen in bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen mehr als 1.000 Menschen ums Leben.

Ermordete Katholiken ohne fairen Prozess zuvor
Die drei am 22. September hingerichteten Katholiken waren von einem Gericht für schuldig befunden worden, als Anführer einer christlichen Miliz im Jahr 2000 für eine Reihe von Angriffen auf muslimische Einrichtungen verantwortlich gewesen zu sein.

Darunter sei ein Anschlag mit Macheten und Gewehren auf eine islamische Schule gewesen, bei dem 70 Menschen ums Leben kamen. Menschenrechtsorganisationen stellten wiederholt die Fairness des Verfahrens gegen die drei Männer in Frage. Sie warfen der indonesischen Justiz vor, sich bei der Verhängung des Todesurteils dem Druck muslimischer Hardliner gebeugt zu haben. In den Wochen seit der Vollstreckung des Todesurteils kam es in Zentral-Sulawesi zu einer Reihe von Bombenanschlägen.
(KNA)