Apostolische Kirche des Ostens hat ein neues Oberhaupt

Nach mehrmals verschobener Wahl

Mar Awa Royel, ist neues Oberhaupt der Apostolischen Kirche des Ostens (Assyrische Kirche). Die Wahl erfolgte am Mittwoch durch die in der nordirakischen Stadt Erbil tagende Synode, wie der Sender Assyria TV mitteilte.

Eine Kirche in der irakischen Hauptstadt Bagdad im Jahr 2014 / © rasoulali (shutterstock)
Eine Kirche in der irakischen Hauptstadt Bagdad im Jahr 2014 / © rasoulali ( shutterstock )

Der 46-jährige Bischof von Kalifornien in den USA folgt dem Katholikos-Patriarchen Mar Gewargis III. Sliwa (79) nach, der im vergangenen Jahr seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen angekündigt hatte. Mar Awa Royel hatte bereits führende Aufgaben in der weltweiten Kirchenleitung der assyrischen Kirche und deren Beziehungen zu anderen Kirchen inne.

Laut "Pro Oriente"-Informationsdienst, musste die Wahl des neuen Kirchenoberhaupts mehrmals coronabedingt verschoben werden. Gewargis (Georg) III. leitete seine Kirche seit September 2015. Am 23. November 1941 im irakischen Habbaniya geboren, studierte er zunächst in Bagdad, dann in den USA. 1980 wurde er zum Priester und schon ein Jahr später zum Erzbischof geweiht und zum Metropoliten des Irak bestimmt. 2015 wurde er Nachfolger von Patriarch Mar Dinkha IV., der 2015 in den USA nach 39-jähriger Amtszeit gestorben war. Gewargis III. verlegte den Patriarchensitz wieder nach Mesopotamien und knüpfte damit an eine fast 2.000-jährige Tradition an.

Kirche des alten Perserreiches

Die Apostolische Kirche des Ostens ist die Kirche des alten Perserreiches. Ihr Patriarchalsitz war ursprünglich die Doppelstadt Seleukia-Ktesiphon. Nach der islamischen Eroberung wurde dieser Sitz in das neugegründete Bagdad verlegt. Obwohl die Apostolische Kirche immer wieder von den staatlichen Autoritäten verfolgte wurde, entfaltete sie eine starke Missionstätigkeit, vor allem in Mesopotamien, Arabien, Persien, Zentralasien, Indien, China, Japan, teilweise auch in Afrika.

Über viele Jahrhunderte war die Apostolische Kirche die flächenmäßig größte aller christlichen Kirchen. Erst die planmäßige Verfolgung unter dem muslimischen Eroberer Timur Lenk im 14. Jahrhundert führte zu einer Beschränkung auf Mesopotamien. Nach dem Völkermord im Ersten Weltkrieg gab es Überlegungen einer kollektiven Auswanderung nach Brasilien mit Hilfe des Völkerbunds. Die Verhandlungen führten zu keinem Ergebnis; der damalige Katholikos-Patriarch entschloss sich aber zur Verlegung seines Sitzes nach Chicago, wo es eine große Diasporagemeinde der assyrischen Kirche gibt. Heute zählt die eigenständige Kirche weltweit rund 400.000 Gläubige.

Theologischer Dialog seit 1984

Der theologische Dialog zwischen der assyrischen und der katholischen Kirche begann offiziell 1984. In einer Erklärung bekräftigten Papst Johannes Paul II. und Katholikos-Patriarch Mar Dinkha IV. 1994 gemeinsame Glaubensüberzeugungen.

Bei einer Begegnung im November 2016 in Rom schlug Gewargis III. Papst Franziskus vor, ein Treffen der Patriarchen und Oberhäupter der Ostkirchen einzuberufen, um die Lage im Nahen Osten zu erörtern, gemeinsam zu beten und nach Lösungen für die Probleme zu suchen.

Dieses ökumenische Treffen fand im Juli 2018 in Bari statt. Ende 2018 gab es eine weitere Begegnung zwischen Franziskus und Gewargis III.


Mar Gewargis III. und Papst Franziskus / © Stefano Spaziani (KNA)
Mar Gewargis III. und Papst Franziskus / © Stefano Spaziani ( KNA )
Quelle:
KNA
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