Mutmaßlicher Täter offenbar in Türkei - Ali K. würde bei Festnahme nicht ausgeliefert

Kardelen wurde in Wohnung des Nachbarn ermordet

Der offenbar in die Türkei geflüchtete mutmaßliche Mörder der achtjährigen Kardelen aus Paderborn wird nach Ansicht der Ermittler bald gefasst sein. Wegen des hohen internationalen Fahndungsdrucks werde der dringend tatverdächtige 29-jährige Ali. K. nicht lange unerkannt bleiben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Allerdings würde der Tatverdächtige im Falle einer Festnahme in der Türkei von den dortigen Behörden nicht nach Deutschland ausgeliefert, hieß es weiter.

 (DR)

Im Falle seiner Festnahme soll Ali K. den Angaben zufolge in der Türkei vor Gericht gestellt werden. Die türkischen Behörden hätten bereits gegenüber der Staatsanwaltschaft Paderborn erklärt, selbst das Verfahren gegen den Verdächtigen führen zu wollen. Dazu sei den türkischen Kollegen sämtliche Unterstützung zugesagt worden, erklärte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag weiter. Als türkischer Staatsbürger habe Ali K. keinen Rechtsanspruch auf eine Auslieferung nach Deutschland. Das Bundeskriminalamt stehe über einen in der Türkei stationierten BKA-Beamten in Kontakt mit den dortigen Polizeibehörden. Der Mord an der Achtjährigen hat auch in der Türkei für viel Aufsehen und Empörung gesorgt.

Die Polizei erfuhr in der Zwischenzeit, dass der Gesuchte mehrere Tage bei Verwandten in der türkischen Region Izmir verbracht hat. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist nach wie vor unbekannt. Vermutlich hält sich der Gesuchte bei seinem Vater in der Nähe des türkischen Ortes Aydin auf.

Die Mordkommission hatte am Mittwoch, rund drei Wochen nach dem Sexualmord an der Achtjährigen, mitgeteilt, dass sie den 29-jährigen Nachbarn der Familie Kardelens als mutmaßlichen Täter ermittelt habe. Er werde unter anderem durch sicher gestellte DNA-Spuren belastet. Anhand von DNA-Spuren steht inzwischen auch fest, dass das Mädchen in der Wohnung des Mannes missbraucht und ermordet wurde. Aufgrund der bisherigen Ermittlungserfolge wurde die zuständige Mordkommission auf 42 Beamtinnen und Beamte reduziert.

Kardelen war am 12. Januar zuletzt lebend in Paderborn gesehen worden. Drei Tage später wurde ihre Leiche am knapp 60 Kilometer entfernten Möhnesee gefunden. Das Mädchen war missbraucht und erstickt worden.

Noch unklar ist indes, wie der Mann das Opfer von Paderborn an den Möhnesee gebracht hat. Zwar besitzt der 29-Jährige weder einen Führerschein noch einen eigenen Wagen. Allerdings war er den Ermittlungen zufolge vor der Tat zumindest zeitweise mit verschiedenen Fahrzeugen in Paderborn unterwegs. Deshalb schließt die Mordkommission nicht aus, dass sich Ali K. für die Fahrt mit dem Opfer ein Auto geliehen hat. Die Beamten gehen davon aus, dieses Fahrzeug ermitteln zu können. Sie appellierten am Donnerstag an den Besitzer, sich freiwillig zu melden.

Inzwischen gelang es der Polizei zudem, zwei Männer zu ermitteln, die den Gesuchten und seine Ehefrau am 13. Januar, vermutlich einen Tag nach der Tat, zum Flughafen Köln-Bonn geflogen haben. Offenbar wussten die beiden Zeugen nichts von dem Verbrechen, bei der Fahrt soll es sich um einen reinen Freundschaftsdienst gehandelt haben.