Die erste Krippe haben ihr die Eltern geschenkt. "Meine Eltern waren nach Israel gereist und haben mir eine Krippe aus Olivenholz aus Bethlehem mitgebracht", erzählt Anne Täubert. Das ist fast 35 Jahre her. Heute zählt die Sammlung der 56-Jährigen aus Münster ganze 224 Krippen.
Es handelt sich um Kleinstkrippen aus aller Herren Länder, die sie selbst gekauft hat oder die ihr Familie, Freunde, Bekannte mitgebracht haben, die inzwischen alle wissen: Anne sammelt Krippen.
Die mit 75 Euro bislang teuerste Krippe hat sie erst vor kurzem erstanden. Eine Künstlerin auf der Fraueninsel im Chiemsee hat ihr drei Miniaturfiguren eigens aus Keramik angefertigt. Weil der Ofen kaputt war, dauerte es, bis die Heilige Familie das Licht der Welt erblickte. Nun stehen die Figürchen in der "weißen Ecke", zusammen mit anderen weißen Krippen aus Keramik und Porzellan.
Die Heilige Familie in einer Eierschale
Nachdem die Krippen elf Monate sorgfältig in Kisten verpackt im Keller verbracht haben, holt Anne Täubert sie pünktlich zum ersten Advent hinauf in ihre Wohnung und verteilt sie auf Fensterbänke und Regale im Wohnzimmer.
Die Verteilung folgt gewissen Regeln: weiß zu weiß, Holz zu Holz, Stoff zu Stoff. Einige der Krippen bestehen ausschließlich aus der Heiligen Familie, andere stehen in Ställen, auf kleinen Teppichen, auf Steinen, unter Zitronenbäumchen, Palmen oder vor Häuserzeilen.
Sie hat Krippen in Streichholzschachteln und in Glaskugeln; Jesus, Maria und Josef finden sich in Eierschalen wieder, in einem hölzernen Elefanten oder in einer Muschel. Besonders modern ist die Krippe aus dem 3-D-Drucker, die ihr Neffe hergestellt hat. Nicht alle Krippen sind schön, manche sogar hässlich-kitschig, wie Anne Täubert selbst sagt - aber alle sind außergewöhnlich.
Urlaubserinnerungen und Gedenkstation
Als die Sammlung immer weiter wuchs, hat sie irgendwann begonnen, kleine Zettelchen unter die Krippen zu kleben. "Da steht dann drauf, woher die Krippe stammt, in welchem Jahr ich sie bekommen oder gekauft habe und was sie gekostet hat." Zum Beispiel: "4,99 Dollar, Westfield, New Jersey, 2017". Oder: "39 Euro, Tallinn, 2019".
Viele ihrer Krippen stammen aus Italien, Täuberts bevorzugtem Reiseziel, und viele hat sie in Kirchen oder Klöstern erstanden: "Häufig gibt es dort kleine Lädchen, da wird man immer fündig."
224 Krippen, 224 Ereignisse. Anne Täubert betrachtet manchmal ihre Sammlung und denkt: "Ach, da war ich mit Joe in Neapel". Oder: "Das hat mir meine Kollegin mitgebracht".
Eine besondere Erinnerung ist mit einer metallenen Krippe aus der Schmiede der Abtei Königsmünster in Meschede verbunden. Dort ist auch eine Stele für das Grab ihres inzwischen verstorbenen Vaters entstanden – der zusammen mit ihrer Mutter einst den Anstoß für die Sammlung gegeben hat.