Im Karlsbader Villenviertel Westend ragen fünf goldene Zwiebeltürme mit orthodoxen Kreuzen in den Himmel. Die Kirche der heiligen Apostel Petrus und Paulus ist ein Blickfang und zählt zu den bedeutendsten orthodoxen Gotteshäusern in Tschechien. Russische und serbische Geldgeber ermöglichten Ende des 19. Jahrhunderts die Errichtung des Sakralbaus in dem Kurort.
Bisher unterstand die Kirche in Karlsbad (Karlovy Vary) dem orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. Nun will die russisch orthodoxe Kirchenleitung den schmucken Sakralbau und das zugehörige Pfarrhaus an ihre ungarische Eparchie (Diözese) übertragen, wie tschechische Medien berichten.
Mit Transaktion Eigentum retten
Demnach befürchtet das Moskauer Patriachat, dass die tschechischen Behörden in der russisch-orthodoxen Kirche ein Sicherheitsrisiko sehen und ihr Eigentum entziehen und es einfrieren.
Die Transaktion ist ein interessanter Kniff. Er habe im Dezember beim Karlsbader Grundbuchamt begonnen, sei aber noch nicht in trockenen Tüchern, schrieb das Prager Nachrichtenmagazin "Respekt". Die Prager Behörde für Finanzanalysen (FAÚ) überprüfe den Vorgang.
Sie ist für die Umsetzung bestimmter Sanktionen zuständig, die Tschechien gegen Russland verhängt hat, weil Moskau einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Eine Sprecherin der Behörde FAÚ sagte gegenüber "Respekt", dass die Angelegenheit relativ schnell geklärt werde. Sie dürfe sich aber nicht zu dem konkreten Fall äußern.
Patriarch Kyrill I. auf Sanktionsliste
Im Frühjahr 2023 hatte Tschechien den Moskauer Patriarchen Kyrill I. als erste russische Persönlichkeit auf ihre nationale Sanktionsliste im Zusammenhang mit dem Krieg gesetzt. Dem Kirchenoberhaupt darf nicht nach Tschechien einreisen, sein Vermögen in dem Land ist eingefroren und Geschäfte sind ihm untersagt. Der Sakralbau in Karlsbad ist allerdings nicht sein Privat-, sondern Kircheneigentum. Doch auch dieses könnte von den Sanktionen betroffen sein.
Laut dem öffentlich-rechtlichen Hörfunk in Tschechien kritisieren Fachleute, dass Prag die Vermögenswerte der russisch-orthodoxen Kirche nicht schon längst eingefroren habe.
Sie hätten früh gewarnt, dass eine Übertragung von Vermögenswerten bevorstehe. Die Regierung in Prag ist also unter Zugzwang.
Kirche sei "Teil der Repressionsmaschinerie"
Das Moskauer Patriachat will das Gotteshaus keineswegs aus der Hand geben, sondern nur an seine ungarische Eparchie abgeben, die kommissarisch Metropolit Mark (Golowkow) leitet. Der vorherige Budapester Metropolit der russisch-orthodoxen Kirche, Hilarion (Alfejew), war Ende 2024 mit 58 Jahren in den Ruhestand versetzt worden. Seither ist sein Dienstort die Kirche der heiligen Apostel Petrus und Paulus in Karlsbad. Daran soll sich offenbar nichts ändern. Bei der Transaktion gehe es nur um Eigentumsfragen, heißt es.
Am härtesten gingen Tschechiens Behörden bisher gegen den russisch-orthodoxen Erzpriester Nikolaj Lischtschenjuk vor. Er verlor seine Aufenthaltsbewilligung. Ihm wird vorgeworfen, mit Unterstützung der russischen Behörden separatistische Tendenzen in der Europäischen Union zu befördern.
Er stelle eine Gefahr für die Sicherheit des Landes dar, hieß es. Außenminister Jan Lipavsky hatte im August 2024 Klartext gesprochen: "Ich betrachte die russisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats nicht als Kirche und ihre Vertreter nicht als Geistliche". Er betrachtet die Kirche als "Teil der Repressionsmaschinerie des Kremls".