Morgenimpuls von Schwester Katharina

"Bitte ihn, dass alles, was du tust, ein gutes Ende nimmt"

Das mit der Nächstenliebe ist nicht immer so einfach. Auch Schwester Katharina kennt die Momente, in denen sie wütend ist und aufpassen muss, dass sie nichts sagt, was sie selber nicht gesagt bekommen möchte. Ihr helfen da einige Ratschläge im Alltag.

Sr. Katharina Hartleib beim Beten  / © Martin Biallas (DR)
Sr. Katharina Hartleib beim Beten / © Martin Biallas ( DR )

Viele der Lesungen aus den Laudes im Stundenbuch setzen mich immer wieder in Erstaunen. Sie sind so klug und lebenspraktisch, dass man zum einen denkt: das kann doch kaum zweitausend Jahre alt sein, und zum anderen: eigentlich hat sich nicht viel geändert. Viele der Dinge, die zum Beispiel im Buch Tobit stehen, sind immer noch so aktuell. Die Story, die hier erzählt wird, handelt davon, dass Tobit seinem Sohn Tobias auf Reisen zu einem entfernten, reichen Verwandten schickt. Und der gibt ihm viele kluge Tipps mit auf den Weg und ins Leben. Da heißt es zum Beispiel: "Was dir selbst verhasst ist, das mute auch einem anderen nicht zu."

Diesen Ratschlag finden wir später als goldene Regel im Matthäus-Evangelium und in fast allen Religionen als universal ethischen Grundsatz. Aber wenn ich mal so richtig wütend bin oder ärgerlich, muss ich schon sehr gut aufpassen, dass ich nicht doch Dinge sage oder tue, die ich selber nicht gern gesagt bekommen würde. Oder: "Gib dem Hungrigen von deinem Brot und dem Nackten von deinen Kleidern." Dieser Rat ist die Grundlage aller Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, die Grundbedürfnisse erfüllen und ein menschenwürdiges Leben möglich machen.

Und diese Hungrigen gibt es tatsächlich hier bei uns vor unserer eigenen Haustür. "Such nur bei Verständigen Rat, einen brauchbaren Ratschlag verachte nicht", das ist heute eine spannende Forderung. Die Ratgeberliteratur boomt, und je mehr Menschen man fragt, desto mehr Antworten bekommt man. Einen brauchbaren Ratschlag nicht zu verachten setzt voraus, dass ich mir selbst gut Gedanken mache, nicht jedem Guru hinterherlaufe, mehr Zeit für Entscheidungen nehme und Ratschläge gut anschaue und nutze. Und die letzte Aufforderung unserer Lesung steht für sich und braucht echt keinen Kommentar: "Preise Gott zu jeder Zeit! Bitte ihn, dass dein Weg geradeaus führt und dass alles, was du tust und planst, ein gutes Ende nimmt."


Quelle:
DR