Morgenimpuls von Schwester Katharina

Eine verrückte Sache

"Ostern ist eine ziemlich verrückte Sache," stellt Schwester Katharina fest. Ostern verändere nämlich alles, was wir bisher kannten – aber es sei auch eine Einladung zum Glauben.

Symbolbild Ostern, leeres Grab, Stein weggerollt / © Romolo Tavani (shutterstock)
Symbolbild Ostern, leeres Grab, Stein weggerollt / © Romolo Tavani ( shutterstock )

Ostern ist eine ziemlich verrückte Sache, nicht nur jetzt, in Zeiten von Corona und Kontaktsperre. Ostern verrückt nämlich alles. Der Stein, die Grabplatte als Endpunkt, ist einfach weggerollt, weggerückt. Ein junger Mann ist im Grab und bringt die Botschaft des Lebens. Sonst galt wenigstens eins als wirklich sicher, Tod ist Tod. Noch nicht mal das gilt seit Ostern mehr. Der Tod ist weggerückt und die Botschaft heißt: "Geh dahin, wo das Leben pulsiert. Da findest du den Lebenden."

Ostern verrückt unsere Erfahrungen vom Tod zum Leben, von der Resignation zum Mut, von der Verzagtheit zum Neubeginn. Ostern will, gegen jeden Augenschein, auf Leben hoffen. Vielleicht tun sich deshalb selbst fast 40 Prozent aller Christen hier in Deutschland so schwer damit, an die Auferstehung zu glauben. Vielleicht, weil sie so wenig Hoffnung haben. Ostern ist das Fest des Unmöglichen. Es beginnt am Grab, dem Ort der Trauer, wo uns die geliebten Menschen zunächst genommen sind. Das Grab sagt: "Das war's." Und es bleibt als Ort der Erinnerung und wirkt wie der Augenschein des absoluten Endes. Aber selbst das leere Grab sagt absolut noch nichts. Die Ratlosigkeit und das Erschrecken bleiben noch lange, die Jünger und Jüngerinnen sind ziemlich entsetzt und ratlos und wissen mit der Situation überhaupt nicht umzugehen. Wir heutigen Christen singen oft zu schnell und unbedarft das Halleluja und verstehen alle die nicht, die nicht glauben können.

Ostern ist die Einladung nicht zum Festhalten, sondern zum Glauben. Geh ins Leben zurück nach Galiläa, ist die Botschaft an die Jünger. Geh dahin, wo die Zeichen des Lebens vorsichtig aufknospen. Entdecke die Zeichen des neuen Lebens. Ein Neugeborenes, eine überstandene Krankheit, eine gelungene Versöhnung. Versuche dann ein zaghaftes, vorsichtiges Halleluja. Vielleicht wird es im Laufe der Zeit größer und kräftiger. Und selbst dann und trotzdem – Ostern ist und bleibt eine verrückte Sache.

 


Quelle:
DR