Die Moraltheologin Sigrid Müller hat angesichts der aktuellen Koalitionsverhandlungen in Österreich vor möglichen Folgen einer rechtspopulistischen Regierung gewarnt. Die Freiheit, welche die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) in ihrem Parteiprogramm feiere, sei eine "ausgrenzende Freiheit", sagte die in Wien lehrende Professorin für katholische Moraltheologie am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Das Leitwort 'Festung Freiheit' der FPÖ besagt, dass nur für diejenigen Menschen Freiheit gelten soll, die den Vorstellungen der herrschenden Partei entsprechen", so die deutsche Wissenschaftlerin. Damit sei Freiheit in den Augen der Rechtspopulisten kein übergeordneter Wert, kritisiert Müller. Zudem herrscht nach ihrer Auffassung "kein universales Verständnis" von Menschlichkeit innerhalb der FPÖ, was der christlichen Botschaft zutiefst widerspreche.
Wegweisend seien die zuletzt ins Stocken geratenen Regierungsgespräche auch für den Juniorpartner einer potenziellen neuen Regierung, die konservative ÖVP. Diese habe sich in den vergangenen Jahren klar zu Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und der Europäischen Union bekannt. Mit der nationalistischen Ausrichtung der FPÖ sei dies unvereinbar. Dazu Müller: "Sollte die ÖVP in der realen Politik aufhören, die allgemeine Menschenwürde und die damit zusammenhängenden Rechte zu verteidigen und zu schützen und nach Gerechtigkeit zu suchen, würde sie das Fundament einer christlichen Orientierung verlieren."