Österreichs Protestanten wegen möglichem FPÖ-Kanzler besorgt

"Manche Menschen haben mindestens zwei Weltbilder"

Österreichs Protestanten zeigen sich besorgt über Herbert Kickl als möglichen Kanzler. Bischof Michael Chalupka meint, man müsse sich Sorgen machen, betonte jedoch, dass eine FPÖ-Regierungsbeteiligung nichts Neues sei.

Symbolbild Kirche in Österreich / © schusterbauer.com (shutterstock)
Symbolbild Kirche in Österreich / © schusterbauer.com ( shutterstock )

Anfang Januar hatte Bundespräsident Alexander Van der Bellen den rechtsnationalen Politiker und FPÖ-Chef Kickl mit der Regierungsbildung beauftragt. Die Beteiligung der FPÖ etwa ab dem Jahr 2000 unter Kanzler Wolfgang Schüssel von der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) habe die Politik verändert, fügte Michael Chalupka, Bischof der lutherischen Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnis in Österreich, hinzu: "Seitdem werden die Menschenrechte infrage gestellt und der Wunsch nach einer Politik, die den Menschenrechten widerspricht, wurde immer lauter."

Österreichs FPÖ-Chef Herbert Kickl verlässt das Präsidialamt nach einem Treffen mit Bundespräsident Van der Bellen. / © Heinz-Peter Bader/AP (dpa)
Österreichs FPÖ-Chef Herbert Kickl verlässt das Präsidialamt nach einem Treffen mit Bundespräsident Van der Bellen. / © Heinz-Peter Bader/AP ( dpa )

"Wir sorgen uns, dass den Worten nun noch radikalere Taten folgen", sagte der Bischof dem Magazin „chrismon“. Es sei Aufgabe von allen Bürgerinnen und Bürgern, der Zivilgesellschaft und eben auch der Kirchen, auf die Einhaltung der Menschenrechte, der grundlegenden Rechte der Verfassung, zu achten. Wenn die Menschenwürde relativiert oder in Abrede gestellt werde, sei das zudem mit dem Evangelium nicht vereinbar: "Das sehen wir bei der FPÖ. Sie stellt 'das Volk' über das gemeinsame Menschsein."

Mit Blick auf mögliche FPÖ-Anhänger in der evangelischen Kirche Österreichs sagte Chalupka: "Die Kirche ist sicherlich ein Spiegel der Gesellschaft." Aber es gebe hier keine Zahlen, "und wir fragen weder Parteizugehörigkeiten ab, noch geben wir Wahlempfehlungen". In den Gemeinden sei das Engagement für Geflüchtete groß. Aber er würde nicht ausschließen, dass die Menschen, die sich dort engagieren, aus anderen Gründen trotzdem die FPÖ wählen. Chalupka: "Manche Menschen haben mindestens zwei Weltbilder." Die Evangelische Kirche A.B. in Österreich hat nach eigenen Angaben rund 244.500 Mitglieder.

Katholische Kirche in Österreich

Mit knapp fünf Millionen Mitgliedern ist die Katholische Kirche die größte gesetzlich anerkannte Glaubensgemeinschaft in Österreich. Das seelsorgerische Netz umfasst mehr als 3.000 Pfarren und rund 8.000 Kirchen und Kapellen.
 

Die Flagge Österreichs / © Black Pearl Footage (shutterstock)
Die Flagge Österreichs / © Black Pearl Footage ( shutterstock )
Quelle:
epd