Moraltheologen fordern mehr Freiheit für ihr Fach

Zu gelingenden Beziehungen etwas beitragen

Katholische Moraltheologen fordern mehr Freiheit für ihr Fachgebiet. "Die Sexualmoral schwebte bereits oft als eine Art Damoklesschwert über Moraltheologinnen und -theologen", schreiben Kerstin Schlögl-Flierl und Martin Lintner.

Kerstin Schlögl-Flierl / © Harald Oppitz (KNA)
Kerstin Schlögl-Flierl / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Text ist in der Zeitschrift "Herder-Korrespondenz" erschienen. Moraltheologen heute wollten eine Jahrzehnte währende Sprachlosigkeit überwinden und über Fragen der Sexualmoral und Beziehungsethik sprechen und publizieren. "Von Rom wird man dabei immer noch misstrauisch beäugt", kritisieren die Autoren.

Martin M. Lintner OSM, Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen / © Harald Oppitz (KNA)
Martin M. Lintner OSM, Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen / © Harald Oppitz ( KNA )

Die beiden äußern sich mit Blick auf die bislang nicht erfolgte Beförderung Lintners zum Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen. Der Vatikan hatte der Wahl des Theologieprofessors nicht zugestimmt. Begründet worden sei das mit Lintners Veröffentlichungen über Sexualethik.

Die Moraltheologen betonen: "Eine Sprachlosigkeit wollen wir nicht mehr hinnehmen." Viele Menschen könnten die offizielle katholische Sexualmoral nicht mehr nachvollziehen und nähmen sie als abschreckend wahr.

Eine theologisch und ethisch fundierte Orientierung anbieten

Die Moraltheologie habe die Aufmerksamkeit von der Sexualmoral zur Beziehungsethik verschoben, so Schlögl-Flierl und Lintner. Das Fach wolle einen Beitrag zum Gelingen von Beziehungen leisten. "Sprachfähig zu sein und nachvollziehbar für alle Menschen guten Willens zu sprechen, das ist der Fokus", heißt es im Text der beiden. "Ziel ist es, eine theologisch wie ethisch fundierte Orientierung anzubieten und damit der reflektierten Gewissensbildung zu dienen."

Sie wollten ihr Berufsleben auch künftig in kritischer Loyalität zum kirchlichen Lehramt gestalten, so die Autoren. Die Moraltheologie habe in Beziehungsfragen etwas anzubieten. Allerdings nicht mehr mit moralischem Zeigefinger, sondern im Sinne einer gemeinsamen Sinnsuche aller Gläubigen. "Wenn Fragen der Sexualmoral wieder ein Machtmittel werden, um zu disziplinieren, widerspricht das dem Ansatz des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Ehe als Bund zu betrachten, als Bund von Gleichberechtigten, als symmetrisches Geschehen."

Quelle:
KNA