Hinter den Kulissen offenbar Bewegung im Fall Lintner

Beratungen sollen in aller Ruhe stattfinden

Im Fall des nicht als Hochschul-Dekan zugelassenen Brixener Theologieprofessors Martin Lintner scheint es Bewegung zu geben. Der Bischof von Brixen-Bozen, Ivo Muser, veröffentlichte am Donnerstag eine kurze Erklärung dazu.

Statue des Apostels Petrus im Vatikan (shutterstock)

Daraus geht hervor, dass es noch eine weitere Abstimmung unter den zuständigen Behörden im Vatikan geben müsse, bis die Zulassung Lintners als Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule endgültig geklärt sei.

Martin M. Lintner OSM, Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen / © Harald Oppitz (KNA)
Martin M. Lintner OSM, Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen / © Harald Oppitz ( KNA )

Die zunächst von der vatikanischen Kultur- und Bildungsbehörde mitgeteilte Nichtzulassung des Moraltheologen Lintner zum Amt des Dekans hatte an Theologischen Hochschulen und Fakultäten im deutschsprachigen Raum sowie in Italien zu Protesten geführt. Dennoch hatten Lintner und Bischof Muser darauf verzichtet, Rechtsmittel gegen die römische Entscheidung einzulegen. Lintner gilt als fortschrittlicher Moraltheologe.

Fragen reflektieren

Nun heißt es in der kurzen Mitteilung Musers, über die Südtiroler Medien sowie das vatikanische Portal Vatican News berichten: "Im Rahmen eines herzlichen und offenen Gesprächs, im Übrigen nie unterbrochen, mit dem Dikasterium für die Kultur und die Bildung wurde vereinbart, die Amtszeit des derzeitigen Dekans, Professor Alexander Notdurfter, bis zum 31. August 2024 zu verlängern. Diese Zeit wird die nötige Ruhe gewährleisten, um gemeinsam die aufgetretenen Fragen zu reflektieren, die auch andere Dikasterien betreffen."

Auf dem Portal Vatican News, das dem Vatikan gehört, ist dazu zu lesen: "Diese Worte des Bischofs deuten an, dass die Entscheidung, Lintner vorerst die Zustimmung zu verweigern, zwar vom zuständigen Dikasterium für die Hochschulen mitgeteilt wurde, dass aber die Entscheidung für die Zulassung vom Grünen Licht aus anderen Dikasterien abhängt."

Abstimmung zwischen Dikasterien

Hintergrund ist die bei solchen Fragen übliche Abstimmung zwischen mehreren Vatikanbehörden. Nach der einschlägigen Verfahrensordnung hängt die Zustimmung für akademische Ämter an kirchlichen Hochschulen vor allem von der Prüfung und Zustimmung durch die vatikanische Glaubensbehörde ab. Offenbar war von dort das Veto gegen Lintners Beförderung gekommen.

Papst Franziskus und Erzbischof Victor Manuel Fernandez / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und Erzbischof Victor Manuel Fernandez / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Als Leiter dieser Behörde hat Papst Franziskus nun aber am 1. Juli den argentinischen Theologen und Erzbischof Victor Fernandez ernannt. Dieser hat in mehreren Interviews bereits angedeutet, dass er die bisher auf Abwehr von Irrlehren gerichtete Linie seiner Behörde ändern und einen stärker dialogorientierten Ansatz verfolgen will.

Fernandez hat selbst Erfahrung mit römischen Ablehnungen, über die er einmal in einem Interview mit der Zeitschrift "Famiglia Cristiana" berichtete: Als er 2007 zum Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität Argentiniens (UCA) gewählt wurde, sei 17 Monate lang das Nihil obstat aus Rom ausgeblieben, weil die vatikanische Glaubensbehörde einige Publikationen von Fernandez für gefährlich gehalten habe. Damals setzte sich der Kardinal von Buenos Aires, der heutige Papst Franziskus, für ihn ein, so dass Fernandez im Jahr 2009 dann doch noch Rektor der UCA wurde.

Quelle:
KNA