Moraltheologe Lintner spricht über seine Dekan-Ernennung

"Nicht einschüchtern lassen"

Martin Lintner wurde zuerst vom Vatikan als neuer Dekan der Brixner Theologen-Hochschule abgelehnt. Dann kam ein neuer Glaubenspräfekt nach Rom. Plötzlich gab es dann doch die Zustimmung. Nun spricht Lintner über Hintergründe.

Martin M. Lintner OSM, Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen / © Harald Oppitz (KNA)
Martin M. Lintner OSM, Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen / © Harald Oppitz ( KNA )

Der katholische Moraltheologe Martin Lintner sieht seine Ernennung zum Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen als ermutigendes Signal für andere. Der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Mittwoch) sagte Lintner, die Tatsache, dass er nach einer ersten Ablehnung durch den Vatikan am Ende doch die Freigabe bekommen habe, sei ein "positives Signal".

Nicht einschüchtern lassen

Er hoffe, es könne auch anderen Theologen und Theologinnen helfen, "Befürchtungen abzubauen, sich durch Publikationen von vornherein kirchliche Karrieren zu verbauen", erklärte Lintner. Er werde auch als Dekan darum bemüht sein, "Positionen weiterhin sachlich zu vertreten, ohne mich einschüchtern zu lassen".

Studenten in einer Vorlesung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Studenten in einer Vorlesung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Zugleich betonte er: "Theologische Forschung muss begründet und darf nicht antikirchlich angehaucht sein (...) Bei aller kritischen Auseinandersetzung mit der kirchlichen Lehre stelle ich sie nicht grundsätzlich und pauschal infrage, sondern versuche, sie zustimmungsfähig darzustellen und dann meine eigene Position als solche kenntlich zu machen." Auch in der Theologie zähle "die Kraft der Argumente".

Zum Hin und Her seiner Zulassung zum Dekan durch den Vatikan machte Lintner deutlich, dass der neue Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Fernandez, aber auch ein "neuer Stil" im für kirchliche Hochschulen zuständigen Bildungsdikasterium eine Rolle gespielt hätten. Dass aus einem vatikanischen Nein ein Ja zu einer Personalentscheidung wurde, sei "in dieser Form tatsächlich ein Präzedenzfall".

Tritt Dekan-Amt im September an

Lintner tritt sein Amt als Dekan der Südtiroler Hochschule im September an. Im März 2023 hatte der Vatikan ihm zunächst die Zustimmung "wegen einiger Publikationen" verweigert. Nach Protesten des Brixener Bischofs Ivo Muser und Solidaritätsbekundungen anderer Theologen sowie nach personellen Wechseln im Vatikan kam Ende März dann doch das "Nihil obstat" aus Rom.

Der in den Zustimmungsprozess involvierte Chefdogmatiker des Papstes, Kardinal Victor Fernandez, musste vor seiner eigenen Ernennung zum Rektor der Katholischen Universität in Buenos Aires (2011-2019) ebenfalls innnerkirchliche Widerstände überwinden.

Quelle:
KNA