Moraltheologe lehnt im domradio-Interview eine "weitere staatliche Regulierung des Arbeitsmarktes" ab

"Mindestlohn zerstört Arbeitsplätze"

In der Debatte über die Einführung von Mindestlöhnen hat sich der Moraltheologe Prof. Peter Schallenberg gegen eine weitere staatliche Regulierung des Arbeitsmarktes ausgesprochen. Grundsätzlich befürwortete er im domradio-Interview das Prinzip Mindestlohn. Deutschland aber habe bereits ein gutes Lohnniveau. "Noch mehr staatliche Regulierung würde weitere Arbeitsplätze vernichten." - Zuvor hatte sich der DGB-Vorsitzende Sommer enttäuscht über das ergebnislose Treffen des Koalitionsausschusses geäußert.

 (DR)

"Deutschland hat einen gut regulierten Arbeitsmarkt"
"Grundsätzlich ist der Mindestlohn eine gute Sache - so er nicht flächendeckend pauschal und auf zu hohem Niveau eingeführt wird." Die Debatte werde im Augenblick ideologisch geführt, so Schallenberg.

Einen Verweis auf Mindeslohnregelungen bei europäischen Nachbarn ließ der Moraltheologe nicht gelten. "Man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Unsere Nachbarn haben jeweils unterschiedliche Weisen der Sozialstaatsausformung." Man müsse schauen, was die unterschiedlichen Staaten tun, um Menschen Arbeit zu verschaffen. Deutschland habe ohnehin schon einen vergleichsweise gut regulierten Arbeitsmarkt.

"Ich befürchte, dass, wenn wir jetzt noch einmal - auch psychologisch gesehen - Mindestlöhne einführen, die Bereitschaft der Arbeitgeber, Arbeitsplätze zu schaffen, sinken wird."

Schallenberg ist seit 2004 "Päpstlicher Ehrenprälat"
Peter Schallenberg ist seit Mai 2004 Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaften an der Theologischen Fakultät Fulda. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Christliche Sozialethik, Ethik der Sozialen Marktwirtschaft sowie die Christliche Gesellschaftslehre. Hierzu hat er zahlreiche Veröffentlichungen publiziert.

Schallenberg engagiert sich für die Ethik in Wirtschaftsfragen und ist daher auch im Fernsehen präsent. Darüber hinaus ist er Berater des Bund Katholischer Unternehmer. Schallenberg wurde 2004 von Papst Johannes Paul II. zum Päpstlichen Ehrenprälaten (Monsignore) ernannt.

Grüne und DGB kritisieren Verhandlungen
Sommer habe erwartet, dass sich die Union bewege, sagte Sommer am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. "Dass sie das nicht tut, halte ich für einen Skandal" fügte der Gewerkschafter hinzu. Er kündigte an, den Druck auf die Union zu verstärken, damit man endlich zu "zivilisierten Bedingungen" komme. Sommer betonte, dass die Gewerkschaften an dem Ziel von 7,50 Euro für alle als unterste Grenze festhielten.

Auch Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn kritisierte die Koalitionsrunde vom Montagabend. Es werde seit einem Jahr in der Bundesregierung diskutiert, ohne dass etwas für die Beschäftigten erreicht worde wäre, sagte Kuhn am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin".

Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) hatte in der Spitzenrunde einen Zwischenbericht für den Mindestlohnbereich vorgestellt und angekündigt, dass im März weiter über das Thema beraten werde.