Lutherischer Bischof Meister skeptisch gegenüber Reformdebatten

Mitgliederzulauf blieb aus

Trotz Reformen sei der Mitgliederzulauf in der Lutherischen Kirche ausgeblieben, so ihr leitender Bischof Ralf Meister. Die Zukunft der Kirche sei ökumenisch. Im Vatikan habe Meister dazu "interessante, aber auch ernüchternde Gespräche" geführt. 

Bücher in Kirchenbänken / © Daniel Schweinert (shutterstock)
Bücher in Kirchenbänken / © Daniel Schweinert ( shutterstock )

Der Leitende Bischof der Vereinigten Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, hat eine "leise Skepsis" gegenüber den kirchlichen Reformdebatten geäußert. Es sei ersichtlich, dass "aus allen Reformen und Selbstorganisationsbemühungen kein relevanter Mitgliederzulauf entstand oder uns gar eine Erweckung bescherte", sagte Meister am Samstagabend in seinem Bischofsbericht vor der digitalen Generalsynode der VELKD.

In der Kirche gebe es eine "Tendenz zur Übersteuerung", so der Hannoveraner Landesbischof. "Abläufe und Verfahren werden so ausgeweitet, dass sich der geistliche Freiraum nicht mehr beschreiben lässt oder aus dem Zentrum gerät."

Kritik an Zusammenlegung

Meister kritisierte in seinem Bericht etwa die Zusammenlegung kirchlicher Strukturen zu immer größeren Einheiten. "Wir haben seit zwei Jahrzehnten vorrangig mit der Ausweitung größerer Verantwortungsbezirke auf die geringere Mitgliedschaft reagiert", sagte er. "Wir haften damit an einem Bild der Kirche, das 100 Jahre alt ist." Dahinter stehe die Vorstellung, dass eine Volkskirche an allen Orten präsent bleiben müsse.

"Ich erlebe diese Vergrößerungen - so notwendig sie manchmal sind - oft als eine Überforderung", sagte Meister. Dies betreffe die Ehrenamtlichen ebenso wie die Hauptamtlichen.

"Interessante, aber auch ernüchternde Gespräche" im Vatikan

Weiter meinte der Leitende Bischof, die Zukunft der Kirche werde ökumenisch sein, "oder sie wird überhaupt nicht sein". Er berichtete von einer Rom-Reise, die die VELKD und das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbunds im Sommer unternommen hätten. Dabei hätten die deutschen Lutheraner Gespräche mit dem vatikanischen "Ökumeneminister" Kardinal Kurt Koch und mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, geführt. Es seien "interessante, aber auch ernüchternde Gespräche" gewesen, so Meister.

Es sei etwa um die Fragen gegangen, wie der Weg für konfessionsverbindende Ehen zum Abendmahl geöffnet werden könne und welche Perspektiven es für zukünftige weltweite lutherisch-katholische Dialoge gebe. "In zentralen theologischen Fragen, das wurde in den sehr vertrauensvollen und offenen Gesprächen deutlich, besteht noch keine Übereinstimmung", sagte Meister. "Gleichwohl waren wir uns einig, dass die Gespräche nicht abreißen dürfen, weil wir als Christinnen und Christen in der Welt zum gemeinsamen Zeugnis gerufen sind."


Ralf Meister, evangelischer Landesbischof von Hannover / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Ralf Meister, evangelischer Landesbischof von Hannover / © Philipp von Ditfurth ( dpa )
Quelle:
KNA