Mitarbeitende im Erzbistum Köln sprechen von Vertrauenskrise

"Moralischer Druck"

Die kirchlichen Beschäftigten im Erzbistum Köln haben sich kritisch zur aktuellen Lage in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese geäußert. Beklagt wird, dass es kein ausreichender Aufklärungs- und Reformwillen erkennbar sei.

Blick auf den Kölner Dom / © Vitalii Vitleo (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Vitalii Vitleo ( shutterstock )

"Die Mitgliederversammlung erkennt in der derzeitigen Situation eine Vertrauenskrise der Gläubigen und der Mitarbeitenden", erklärte die Diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen im Erzbistum Köln (Diag MAV Köln) am Mittwoch. Die Arbeitsgemeinschaft bündelt eigenen Angaben zufolge die Interessen von rund 75.000 Beschäftigten bei Kirche und Caritas in der Erzdiözese.

Strukturen nachhaltig verändern

Im Erzbistum Köln gebe es keinen ausreichenden Aufklärungs- und Reformwillen, um bestehende Strukturen nachhaltig zu verändern und sexualisierte Gewalt im Sinne der Opfer aufzuarbeiten, so die Diag MAV Köln. Sie forderte einen "toleranten Umgang mit allen Kolleginnen und Kollegen unabhängig von deren persönlicher Lebenssituation".

Ausdrücklich unterstütze die Arbeitsgemeinschaft die Initiative #OutInChurch, bei der 125 Kirchenmitarbeitende öffentlich über ihre sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität gesprochen hatten.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Initiative #OutInChurch in der ARD-Dokumentation Wie Gott uns schuf / © EyeOpeningMedia/rbb (dpa)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Initiative #OutInChurch in der ARD-Dokumentation Wie Gott uns schuf / © EyeOpeningMedia/rbb ( dpa )

Die Diag MAV warnte davor, die aktuelle Situation könne zu einem weiteren Fachkräftemangel führen und die "qualitativ gute Arbeit" in den Einrichtungen von Kirche und Caritas gefährden.

Die Mitarbeitenden stünden unter "moralischem Druck", sich wegen ihres Arbeitgebers rechtfertigen zu müssen. Die Arbeitsgemeinschaft forderte eine Reform von Entscheidungs- und Beteiligungsstrukturen sowie Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht.

Vertrauenskrise im Erzbistum

Im Erzbistum Köln hat vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt. Papst Franziskus erklärte nach einer Untersuchung, Kardinal Rainer Maria Woelki habe in diesem Zusammenhang "große Fehler" vor allem in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Der Kardinal befindet sich seit Oktober in einer geistlichen Auszeit. Am Aschermittwoch soll er seine Amtsgeschäfte wieder aufnehmen.

Das Erzbistum Köln

Ende 2021 gehörten 1.805.430 Katholiken zum Erzbistum Köln. Das sind 63.137 weniger als im Jahr davor. Der Rückgang setzt sich im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 zusammen aus 40.772 Kirchenaustritten (2020: 17.281) sowie der Differenz zwischen den Sterbefällen (27.503) und den Taufen (10.286), die gegenüber 2020 (7.845) angestiegen sind. 

Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA