Angriffe kirchenkonservativer Christen auf den homosexuellen Kandidaten Gorski hatten vor der Wahlentscheidung für Wirbel gesorgt. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs wird für den frühen Nachmittag erwartet.
Gorski wäre der erste homosexuelle Bischof in Deutschland.
Synodenpräsident Hans-Peter Strenge indes betonte, das Thema Homosexualität werde außerhalb der Kirche weit aufgeregter diskutiert als innerhalb.
Knuth geht Ende September in den Ruhestand. Sein Nachfolger tritt zum 1. Oktober sein Amt an und wird künftig dem in der Landeskirche neu entstehenden Sprengel Schleswig und Holstein mit 1,15 Millionen evangelischen Christen vorstehen.
Die Nordelbische Synode ist entscheidungsfreudig: Knuth wurde am 21. November 1991 bereits im ersten Wahlgang mit 77 Stimmen zum Bischof gewählt. Gegenkandidatin war damals die Kieler Pastorin Rut Rohrandt, für die 58 Synodale votierten. Auch Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen setzte sich am 4. April 1992 bereits im ersten Wahlgang mit 78 Stimmen gegen den damaligen Michel-Hauptpastor Helge Adolphsen durch, auf den 44 Stimmen entfielen.
Beschlussfähig ist die Synode, wenn zwei Drittel ihrer 140 Mitglieder anwesend sind, also 94 Synodale. Der neue Bischof braucht die einfache Mehrheit der Mitglieder, also 71 Stimmen. Möglich sind bis zu drei gemeinsame Wahlgänge. In einem vierten Wahlgang darf nur noch der Kandidat mit den zuletzt meisten Stimmen antreten.
Synodenpräsident Hans-Peter Strenge (Hamburg) rechnet nicht mit einem Scheitern der Wahl. Und auch nicht damit, dass das Thema Homosexualität eine Rolle spielt. Dies werde außerhalb der Kirche weit aufgeregter diskutiert als innerhalb, sagte er jüngst vor Journalisten in Kiel.
Die Vorstellung, dass Homosexualität Sünde sei, hatte Nordelbien bereits Mitte der 90er Jahre verworfen. Nicht die sexuelle Veranlagung, sondern der verantwortungsvolle Umgang mit ihr sei für Christen maßgeblich, befand die Synode. Anderslautende Aussagen der Bibel seien «zeitbedingt» und widersprächen dem Evangelium und der «Mitte der Schrift».
Folgerichtig ist die Homosexualität in Nordelbien auch schon lange kein Amtshindernis mehr. Was aber für das Pfarramt insgesamt gilt, kann auch für das leitende geistliche Amt kein Problem sein - das Bischofsamt inklusive. Weder die Ökumene noch der interreligiöse Dialog würden dadurch belastet, sagte Strenge: «Auch der Lutherische Weltbund hat gerade noch einmal klargestellt, dass er diese Frage als internes Problem seiner Mitgliedskirchen betrachtet.»
Jaschke bekräftigt Haltung der katholischen Kirche zu Homosexualität
In der Debatte um den Kandidaten für das evangelische Bischofsamt in Schleswig, Propst Horst Gorski, hat der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke die Haltung der katholischen Kirche zum Thema Homosexualität bekräftigt. Die Kirche lehne jede Diskriminierung Homosexueller entschieden ab, sagte Jaschke im Vorfeld der Wahl. Dennoch betrachte sie Homosexualität nach dem biblischen Menschenbild nicht als gleichwertig gegenüber der Heterosexualität.
Jaschke betonte, "es kommt darauf an, wie ein Mensch verantwortlich mit seiner Sexualität umgeht". In der Diskussion um Gorskis Kandidatur hatte es Äußerungen gegeben, wonach ein homosexueller Bischof das Klima in der Ökumene beeinträchtigen könne. Jaschke betonte, er wolle sich nicht in die Streitigkeiten um die Schleswiger Kandidatur einmischen. Er kenne und schätze Propst Gorski. Derzeit sei Sexualität generell ein öffentliches Thema in der Kirche. "Die katholische Kirche verlangt von ihren Amtsträgern den Zölibat", hob der Weihbischof hervor. Diese Lebensform schließe jede sexuelle Aktivität aus.
Mit Spannung erwartete Bischofswahl in Schleswig hat begonnen
Offenes Duell im Schleswiger Dom
Im Schleswiger Dom hat am Samstagmittag die mit bundesweiter Aufmerksamkeit verfolgte Bischofswahl der Landeskirche Nordelbien begonnen. Um die Nachfolge des Ende September in den Ruhestand gehenden Bischofs Hans Christian Knuth (67) bewerben sich die beiden Pröpste Horst Gorski (51) und Gerhard Ulrich (57). Im Mittelpunkt des öffentlichen und Interesses steht die Frage: Darf ein bekennender Homosexueller Bischof werden?
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