Die Kirchen und die Homosexualität

Hintergrund

Der Streit über den Umgang mit homosexuellen Christen führt in den Kirchen weltweit immer wieder zu Konflikten. Der Anglikanischen Kirche droht deswegen die Spaltung. Auch der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) versucht seit Jahren zwischen seinen liberalen und konservativen Mitgliedskirchen zu vermitteln. Im Weltkatechismus der katholischen Kirche wird dazu aufgerufen, Homosexuellen mit Achtung und Takt zu begegnen.

 (DR)

Die großen Konfessionsfamilien gehen unterschiedlich mit dem Thema um. Im Weltkatechismus der römisch-katholischen Kirche heißt es: Homosexuelle Handlungen seien «in sich nicht in Ordnung» und «in keinem Fall zu billigen», weil sie gegen das natürliche Gesetz der Weitergabe des Lebens verstoßen. Und: «Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen», heißt es weiter. Katholische Reformbewegungen werben seit Jahren für eine positive Bewertung auch der gleichgeschlechtlichen Liebe.

Eindeutig äußern sich die ranghohe Vertreter der orthodoxen Kirche. Der russisch-orthodoxe Patriarch Alexij II. sprach sich im vergangenen Jahr vor dem Europarat in scharfen Worten gegen «homosexuelle Propaganda» aus. Homosexualität sei eine Sünde und dürfe nicht beworben werden. Gläubige Menschen könnten homosexuelle Beziehungen nicht anerkennen, ergänzte der Metropolit von Smolensk und Kaliningrad Kyrill, Chef des kirchlichen Außenamts in Moskau.

Der Umgang mit der Homosexualität ist auch innerhalb des Lutherischen Weltbundes (LWB) umstritten. Besonders von Bischöfen aus Afrika - ähnlich der anglikanischen Kirche - wird Homosexualität nicht akzeptiert. Der LWB-Präsident, Bischof Mark S. Hanson, warnte jüngst, Fragen der menschlichen Sexualität dürften innerhalb der weltweiten lutherischen Gemeinschaft von rund 68 Millionen Christen nicht zu Trennungen führen.

In der Bibel wird Homosexualität klar verurteilt. Im ersten Kapitel des Römerbriefs heißt es: «Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften (...) desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen. Und wie sie es für nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, hat sie Gott dahingegeben in verkehrten Sinn, sodass sie tun, was nicht recht ist.»

Theologen betonen heute, dass die biblischen Autoren aufgrund der Zeitumstände und der Kenntnisse geurteilt haben, die ihnen damals zur Verfügung standen. In biblischen Texten werde homosexuelles Verhalten ausschließlich als Element des «religiös Fremden und Bedrohlichen gesehen, nicht aber als Lebensform von Menschen, die sich bewusst zum christlichen Glauben bekennen», heißt es in einer kirchlichen Stellungnahme.

Die öffentliche Segnung einer homosexuellen Beziehung in einem Gottesdienst wird in den evangelischen Kirchen in Deutschland jedoch weitgehend abgelehnt. Gruppierungen wie die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) fordern dagegen die «volle Teilhabe von Lesben und Schwulen am kirchlichen und gesellschaftlichen Leben».

An diesem Samstag wird im schleswig-holsteinischen Schleswig ein neuer evangelischer Bischof gewählt. Einer der Kandidaten, Propst Horst Gorski aus Hamburg-Altona, ist schwul. Im Vorfeld der Wahl gab es daher Kritik einer evangelikalen Gruppe.