Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Mit Kerzen und Gebeten zur Freiheit!

Der 9. November ist in der deutschen Geschichte mit großen Ereignissen belegt. Für Schwester Katharina gehört zu diesem Tag eine Fürbitte, die in der katholischen Kirche der DDR bei allen großen Gottesdiensten gebetet wurde.

Symbolbild Mahnwache / © Lewis Tse Pui Lung (shutterstock)
Symbolbild Mahnwache / © Lewis Tse Pui Lung ( shutterstock )

Der 9. November ist ein bedeutsamer Tag in der deutschen Geschichte: Wir gedenken der Jahre 1848, 1918, 1923, 1938 und 1989. Zunächst das Scheitern der Märzrevolution 1848 durch die Ermordung demokratischer Abgeordneter. Dieser erste Versuch, Deutschland als Teil einer europäischen Modernisierung nach freiheitlichen und nationalen Leitvorstellungen auszurichten, scheiterte am Widerstand reaktionärer Kräfte.

Dann die Novemberrevolution 1918 mit den Unruhen nach Krieg und Hungersnöten und der Ausrufung der Republik. Aber auch ihr fehlte es an Rückhalt in der Bevölkerung, an Geschlossenheit und Unterstützung.

1923 dann der Hitler-Ludendorff-Putsch, der die Regierung stürzen und eine nationale Diktatur errichten sollte. Das konnte damals noch verhindert und Hitler zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt werden. Zehn Jahre später brachte in der Wahlsieg an die Macht.

Dann 1938 die Pogromnacht, die alles in den Schatten gestellt hat, was bis dahin an Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland bekannt war. Mindestens 8000 jüdische Geschäfte wurden zerstört, 1200 Synagogen niedergebrannt sowie zahllose Wohnungen verwüstet. In den Tagen darauf wurden im ganzen Deutschen Reich etwa 30.000 jüdische Männer verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt.

Der 9. November 1989 ist anders, positiv im Vergleich zu den anderen Jahrestagen: die Öffnung der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze, die seit 1961 das Land geteilt hatte. Der unglaubliche Mut Hunderttausender Demonstranten in den Tagen und Wochen zuvor in vielen Städten in der DDR hatte erreicht, was fast unerreichbar schien, zu vereinen, was zusammen gehörte.

Zu diesem Tag gehört für mich diese Fürbitte, die in der katholischen Kirche der DDR bei allen großen Gottesdiensten, bei allen Wallfahrten eindringlich gebetet wurde: Barmherziger Gott, wir bitten dich inständig, dass du deiner Kirche die Freiheit, unserem Volk die Einheit und der ganzen Welt den Frieden geben wollest. Und was millionenfach gebetete Anliegen erreichen können, hat der damalige Stasi-Chef Erich Mielke resigniert bemerkt. Er hat gesagt: "Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete." Gott sei Dank!  


Quelle:
DR