Mit dem Rad zum Münchner Kirchentag

Strampeln für die Ökumene

Berlin - München. Über 700 Kilometer. Mit dem Flugzeug eine Sache von einer guten Stunde. Die Gruppe, die sich am Sonntag in Berlin auf den Weg macht, wird elf Tage brauchen, bis sie ihr Ziel erreicht.

Autor/in:
Inga Kilian
 (DR)

Allerdings schwingen sich die 80 Teilnehmer des Projekts "Ökumene rollt" auch nicht mit dem Flieger in die Lüfte, sondern sportlich in den Sattel. Per Velo geht es den Alpen und ihrem großen Ziel entgegen: dem zweiten Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München.

Hinter dem Projekt steht die Idee, eine Verbindung zwischen dem ersten ÖKT 2003 in Berlin und dem zweiten in München zu schaffen. "Wir wollen eine Brücke schlagen", erklärt Christoph Tekaath, Religionslehrer und zuständig für die Gesamtleitung der Tour. Mit seinem Team, rund 15 Lehrern und Schülern des Ökumenischen Domgymnasiums Magdeburg, organisiert er die Pilgertour per Rad. Bereits vor knapp einem Jahr erteilten die Bischöfe der Hauptstadt der Initiative symbolisch am Brandenburger Tor ihren Segen.

Im Mittelpunkt steht für Tekaath der konfessionsverbindende Gedanke des Projekts. "Wir wollen einen ökumenischen Erfahrungsraum schaffen", sagt er. Dabei gehe es nicht so sehr um konkrete theologische Forderungen wie die nach der Mahlgemeinschaft. "In erster Linie wollen wir miteinander unterwegs sein", so Tekaath.

"Der jüngste Teilnehmer ist zehn"
Das Interesse, das ihr Projekt bei allen Altersgruppen auslöste, überraschte zu Beginn selbst die Organisatoren. Schnell meldeten sich rund 80 Teilnehmer für die gesamten elf Etappen an. "Der jüngste Teilnehmer ist zehn, die älteste stolze 70 Jahre alt", sagt Tekaath. Einer der Radpilger stammt aus Polen, ein anderer sogar aus Amerika. "Das zeigt, was für Kreise unser Projekt gezogen hat", sagt der Tourleiter stolz.

Für das Gelingen setzt sich auch der 18-jährige Philipp Nodewald, Schülersprecher und Mitorganisator, ein. Als einer von sechs "Tour Guides" bildet er das Schlusslicht, um jene zu motivieren, deren Kräfte nachlassen. "Zur Not schiebe ich dann auch mal jemanden ein Stückchen", sagt Philipp und lacht. Für ihn war die Teilnahme an dem Projekt keine Frage. "Ich bin Christ und sportbegeistert, außerdem ist mir die Ökumene wichtig", sagt er.

Allerdings weiß er, dass die 750 Kilometer lange Tour kein Zuckerschlecken wird. "In den Osterferien sind wir zur Probe mal zwei Etappen gefahren, danach tat mir alles weh", erinnert er sich. Trotzdem ist er vom Erfolg des Projekts überzeugt: "Das wird eine schöne Sache."

Berlin, Magdeburg, Jena, Bayreuth, München
Die Route, die das Organisationsteam ausgearbeitet hat, führt die unerschrockenen Radler von Berlin über Magdeburg und Jena bis nach Bayreuth. Über Ingolstadt erreichen sie schließlich Ismaning. Von dort aus wollen die Pilger pünktlich zum Eröffnungsgottesdienst am 12. Mai in München einrollen.

Bis es soweit ist, treten die Teilnehmer neben der Ökumene für ein weiteres Ziel in die Pedale. Am Ende der Pilgerfahrt wollen sie nicht nur stramme Waden, sondern auch einen finanziellen Gewinn erradelt haben. Für jeden gefahrenen Kilometer spenden die Veranstalter pro Pilger einen Cent an die Hilfswerke Brot für die Welt und Misereor. "Wir hoffen, dass wir die Weltumrundung schaffen", sagt Tekaath. Dazu müssten gut 40.000 Kilometer gefahren werden, was einer Spendensumme von gut 400 Euro entsprechen würde. Spender am Wegesrand sollen diesen Grundstock erhöhen.