Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Priester in Münster

Pfarrei bittet Betroffene um Rückmeldung

Im Bistum Münster ist ein weiterer Missbrauchsfall bekanntgeworden. In der katholischen Gemeinde St. Remigius in Borken soll der Priester H. K. Anfang der 1990er Jahre einen damals Minderjährigen mehrfach sexuell missbraucht haben.

St. Remigius in Borken (shutterstock)

Der Vorwurf sei dem Bistum über eine Meldung bei einer Ansprechperson im April dieses Jahres mitgeteilt worden, so das Bistum Münster am Samstagabend. Der beschuldigte Priester war von 1977 bis zu seiner Emeritierung 1989 in Borken in der Gemeinde tätig und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahr 2008.

Die Borkener Gemeinde St. Remigius bittet weitere Betroffene um Rückmeldung.

Keine weiteren Vorwürfe bekannt

Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings / © Frank Biermann (epd)
Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings / © Frank Biermann ( epd )

Der Interventionsbeauftragte des Bistums, Peter Frings, habe die Mitglieder des Seelsorgeteams und der Gremien in dieser Woche über den Fall des Priesters H.K. unterrichtet, hieß es.

Bislang seien keine weiteren Vorwürfe gegen den Priester bekannt. Ein von dem Betroffenen benannter und mittlerweile gestorbener Zeuge könne nicht mehr befragt werden.

Neben Propst Christoph Rensing seien auch die heutigen Verantwortlichen in Kamp-Lintfort und Lüdinghausen informiert worden, wo der Priester in den 1960er Jahren als Kaplan im Einsatz war, sowie die Leitungen der Verbände, in denen er Funktionen wahrgenommen hatte.

Studie: Flächendeckender Missbrauch im Bistum Münster

Die Zahl der beschuldigten Priester und Missbrauchsopfer im Bistum Münster ist nach einer Studie der Universität Münster deutlich höher als bekannt. Laut der über zwei Jahre dauernden Forschungsarbeit eines fünfköpfigen Teams gab es von 1945 bis 2020 fast 200 Kleriker und bekannte 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus.

 Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster
 / © Lars Berg (KNA)
Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster / © Lars Berg ( KNA )

Dass der Sachverhalt jetzt öffentlich gemacht wurde, sei mit der anwaltlichen Vertretung der betroffenen Person kommuniziert worden, erläuterte das Bistum.

Weiterer Vorwurf gegen Priester mit gleichem Nachnamen

Der oder die Betroffene habe einen Antrag auf Leistungen in Anerkennung des Leids gestellt und eine Schmerzensgeldforderung gegenüber dem Bistum im mittleren fünfstelligen Bereich geltend gemacht.

Über den Antrag sei noch nicht entschieden worden. Die Schmerzensgeldforderung werde das Bistum außerhalb des Anerkennungsverfahrens nicht erfüllen, hieß es.

Der Interventionsbeauftragte wies darauf hin, dass seit Juli gegen einen Priester mit gleichem Nachnamen ein anderer Missbrauchsvorwurf beim Bistum bekannt ist.

Allerdings sei dabei von einer nicht betroffenen Person ein Einsatzort benannt worden, an dem der beschuldigte Priester nach Recherchen des Bistums nie tätig war.

Aufruf an mögliche weitere Zeugen

Einer Bitte um weitere Hinweise oder Unterlagen sei die meldende Person bedauerlicherweise nicht nachgekommen.

Dies verhindere, dass die Vorwürfe mit der erforderlichen Seriosität untersucht werden könnten, erklärte das Bistum und bekräftigte seinen Aufruf an mögliche weitere Zeugen, sich zu melden.

Ansprechpartner für Missbrauchsbetroffene im Bistum Münster

Betroffene können sich an Ansprechpartner in den jeweiligen Einrichtungen wenden oder direkt an den Landes-Caritasverband für Oldenburg.

Weitere Kontaktpersonen im Bistum Münster:

Interventionsbeauftragter des Bistums Münster Peter Frings: 0251/495-6031

Hildegard Frieling-Heipel: Tel. 0173/1643969

Margret Nemann: 0152/57638541

Bardo Schaffner: 0151/43816695

www.lcv-oldenburg.de

Symbolbild Missbrauch / © 271 EAK MOTO (shutterstock)
Quelle:
epd