Pater Mertes zur Münsteraner Missbrauchspredigt

Missbrauchsopfer müssen Täter nicht verzeihen

In der Debatte um die Missbrauchspredigt eines Münsteraner Pfarrers betont Pater Klaus Mertes, dass Missbrauchsopfer ihren Tätern nicht vergeben müssen. "Es gibt kein 11. Gebot: Du (Opfer) sollst (deinem Peiniger/deiner Peinigerin) vergeben".

Symbolbild Vergebung / © Rawpixel (shutterstock)

Das schreibt Mertes in einem Beitrag für das Internetportal katholisch.de. Ein Opfer dürfe ein Leben lang seinen Täter nicht mehr sehen wollen. "Vielleicht ist gerade dies sogar ein Aspekt von 'vergeben', sofern 'vergeben' ein 'weggeben' ist, nach dem Motto: 'Ich überlasse ihn/sie dem Gericht Gottes", fügte Mertes hinzu.

Der Jesuit, der 2010 als Schulleiter die Aufdeckung der Missbrauchsaffäre in der katholischen Kirche in Deutschland ins Rollen brachte, wandte sich gegen eine "Moralisierung der Vergebung".

Wenn Katholiken in der Messe die Versöhnung feierten, die Gott schenkt, dann "feiern wir eben das Wunder, das Gott wirkt".

Predigt hatte zum Eklat geführt

Eine Predigt des emeritierten Pfarrers Ulrich Zurkuhlen in Münster über Missbrauch und Vergebung hatte zu einem Eklat geführt. Zurkuhlen hatte in seiner Predigt am vorletzten Wochenende dafür geworben, einander vergeben zu können, und die Äußerung ausdrücklich auch auf Priester bezogen, die Minderjährige sexuell missbraucht haben.

Gottesdienstbesucher berichteten, der Pfarrer habe über einen befreundeten Priester berichtet, der als Täter beschuldigt wird. Es müsse an der Zeit sein, ihm zu vergeben. Daraufhin hatten etwa 70 Teilnehmer den Gottesdienst unter Protest verlassen.


Klaus Mertes / © Julia Steinbrecht (KNA)
Klaus Mertes / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA
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