Missbrauchsbeauftragte denkt über Entschädigungsfonds nach

Geld für die Opfer?

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann, hält einen Fonds zur Entschädigung für Opfer sexuellen Missbrauchs für denkbar. Man müsse darüber nachdenken, allerdings sei sie mit ihren Überlegungen "noch längst nicht am Ende", sagte Bergmann der "Süddeutschen Zeitung".

 (DR)

Zugleich zeigte sich Bermann zurückhaltend gegenüber Überlegungen, die Höhe einer Entschädigung nach der Schwere der Tat zu staffeln, wie das Österreichs katholische Kirche eingeführt hatte. Es dürfe «keine Opfer erster und zweiter Klasse geben», sagte sie. Es sei kaum möglich, zwischen schweren und leichten Fällen zu differenzieren.

Zur Höhe möglicher Entschädigungen wollte sich die SPD-Politikerin nicht äußern. Viele Opfer erwarteten aber eine symbolische Anerkennung, manche wollten eine Rente oder zumindest eine Kostenerstattung für Therapien.

Empfehlungen erst im nächsten Jahr
Bergmann soll für den Runden Tisch gegen Missbrauch einen Vorschlag für Entschädigungen ausarbeiten. Laut der «Süddeutschen Zeitung» wird sie vermutlich erst im nächsten Jahr eine Empfehlung vorlegen. Sie habe Verständnis für die Forderung von Opfern nach einer schnellen Lösung, sagte sie. Doch seien dabei viele Aspekte zu berücksichtigen, etwa auch künftige Entschädigungen von misshandelten Heimkindern.

Bergmann ermunterte kirchliche und weltliche Einrichtungen, in deren Reihen Kinder missbraucht wurden, eigene Vorschläge zur Entschädigung vorzulegen. «Ihr müsst nicht auf uns warten. Geht vorweg», sagte sie. Die frühere Ministerin sprach sich zugleich dafür aus, für Institutionen verbindliche Regeln für den Umgang zwischen Kindern und Erwachsenen zu schaffen. Sie plädierte außerdem für die Einführung eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses für Menschen, die mit Kindern arbeiten. «Ich verstehe die langen Diskussionen darüber nicht», sagte sie. Niemand werde unter Generalverdacht gestellt. «Sondern der Kinderschutz wird verbessert.»